Wochenmärkte in den Mittelstädten Westfalens: Strukturelle Untersuchungen
Das Marktrecht war für die wirtschaftliche Entwicklung eines Ortes und einer Region von großer Bedeutung. Sicherlich haben sich Strukturen und Bedeutungsgrad von Wochenmärkten mit der Zeit stark gewandelt, dennoch bildet der Wochenmarkt immer noch einen beliebten Einkaufsstandort bei der Bevölkerung. Man bezeichnet Wochenmärkte traditionell als "[...] diejenigen Märkte, die mindestens einmal wöchentlich stattfinden und auf denen vorwiegend Waren des täglichen Bedarfs wie Obst und Gemüse, Eier, Milchprodukte und Blumen angeboten werden" (Büttner 1986, S. 2).
Die Ausführungen dieses Beitrages basieren auf einer schriftlichen Befragung (Juni 2008) in allen 98 westfälischen Mittelstädten, von denen 50 geantwortet haben. Gerade in Mittelstädten können Wochenmärkte eine ganz entscheidende Bedeutung haben: Sie dienen als Einkaufsstandort, als Anziehungspunkt und als Marketinginstrument für die Innenstadt (s. Beitrag Kusch).
Marktstandorte
Entstehung von Wochenmärkten
Wochenmarkttage und -zeiten
Die Öffnungszeiten der Wochenmärkte sind unter der Woche relativ ähnlich, weichen jedoch samstags etwas ab: Unter der Woche beginnen die meisten Wochenmärkte um 07:00 Uhr (43%) und enden um 13:00 Uhr (54%). Außerdem finden unter der Woche noch 6% der Märkte am Nachmittag statt, etwa in der Zeit von 14:00 - 18:00 Uhr. Am Samstag beginnt der Großteil der Märkte (35%) jedoch erst um 08:00 Uhr, die meisten schließen dann um 13:00 Uhr (71%). Vereinzelte Märkte schließen aber auch erst um 14:30 bzw. 15:00 Uhr. Am Wochenende ist also eine Ausweitung der Öffnungszeiten von Wochenmärkten zu erkennen.
Stände, Verkaufsflächen und Branchen
Bei Wochenmärkten spricht man von "Grünen Märkten", wenn der Anteil an Lebensmittelbranchen (Obst/Gemüse, Brot/Backwaren, Fleisch, Fisch) sowie Blumen und Pflanzen den deutlichen Schwerpunkt des Wochenmarktes ausmacht. Insgesamt sind in den untersuchten Märkten sehr hohe Anteile eines "Grünen Marktes" zu finden (Abb. 2). Bei 21 Märkten machen diese Branchen 90 - 100% aus und bei 32 Märkten liegen sie bei 60 - 89%. Die geringsten Anteile sind bei einem Markt mit 30 - 39% zu verzeichnen. Generell kann man feststellen, dass mit zunehmender Größe der Wochenmärkte ein geringerer Anteil des "Grünen Marktes" vorhanden ist. So nimmt bei Marktgrößen von unter 20 Ständen der Anteil des "Grünen Marktes" noch über 85% ein, bei Märkten mit mehr als 60 Ständen sind es hingegen nur noch zwischen 55 und 60%.
Die Wochenmärkte in Bergkamen, Gronau, Kreuztal, Sundern, Soest, Bünde, Dorsten, Greven und Warstein weisen alle einen relativ hohen Anteil von über 20% der Branche Textilien auf. Ein hoher Anteil an Non-Food-Waren sorgt dafür, dass ein Wochenmarkt kein ausschließlich "Grüner Markt" mehr ist und immer mehr mit dem örtlich ansässigen Einzelhandel in Konkurrenz tritt. Einen besonders hohen Anteil an Kunsthandwerk lassen die Wochenmärkte in Bergkamen (15%) und Ennigerloh (9%) erkennen.
Bei "regionstypischen Produkten oder Marken" fallen die Städte Stadtlohn (33%), Herford (16%) und Versmold (10%) mit sehr hohen Anteilen heraus. Daher kann man zu dem Schluss kommen, dass hier eine intensive regionale Vermarktung stattfindet.
Standgebühren
Fazit
Insgesamt ist festzustellen, dass in den Mittelstädten Westfalens eine relativ rege Markttätigkeit herrscht. Alle der 50 antwortenden Städte veranstalten einen Wochenmarkt, und bei vielen ist eine langjährige Wochenmarkttradition zu erkennen. Bei den unterschiedlichen Wochenmärkten konnten eine strukturelle Vielfalt, aber auch viele Gemeinsamkeiten herausgestellt werden. Die Wochenmärkte in Westfalen präsentieren sich als lebendige, traditionsreiche und gern besuchte Einkaufsstandorte.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Büttner, M. (1986): Wochenmärkte in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklungen seit 1951 sowie Struktur- und Funktionsanalyse ausgewählter Beispiele. Kassel | |
• | Kusch, A.-K. (2008): Umfrage zu Wochenmärkten in Mittelstädten Westfalens im Juni 2008. o. O. (unveröffentlicht) | |
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LDS NRW Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2006): Amtliche Bevölkerungszahlen der Regierungsbezirke Arnsberg, Detmold und Münster. Düsseldorf |
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Schnell, P. und B. Linden (2007): Tages- und kurzzeittouristische Untersuchungen in der Hellweg-Region, dem nördlichen Münsterland und in der Stadt Münster. Münster (= Westfälische Geographische Studien, Band 56) |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Siedlung/Wochenmarkt_Funktion |
Erstveröffentlichung 2009