Der Ruhr-Park in Bochum – das größte Shopping-Center Deutschlands
Die "Einzelhandelslandschaft" des Ruhrgebietes, vor allem deren westfälischer Teil, zeichnet sich u.a. durch zahlreiche Shopping-Center aus. Derartige (neue) Einkaufszentren heben sich durch ihre zumeist einheitliche bauliche Gesamtkonzeption, überwiegend gemeinsame Verwaltung und z.T. auch Werbung deutlich von den gewachsenen traditionellen Geschäftszentren ab, mit denen sie in der Regel stark konkurrieren. Dies gilt insbesondere für das Einkaufszentrum Ruhr-Park in der westfälischen Großstadt Bochum, das heute Deutschlands größtes Shopping-Center darstellt.
Beispiel der ersten Shopping-Center-Generation mit beständiger Erweiterung und Modernisierung
Zu den Besonderheiten des Ruhr-Parks zählt, dass das Shopping-Center ein gewachsenes neues Einkaufszentrum ist. Denn bei seiner Eröffnung im November 1964 verfügte es nur über ein Fünftel der Geschäftsfläche von heute nahezu 126.000 m2. In seinem ersten Bauabschnitt bestand der von Anfang an mit zahlreichen kostenlosen Parkplätzen versehene Ruhr-Park "seinerzeit lediglich aus zwei kreuzförmig verlaufenden offenen Ladenstraßen, an deren Nord- und Südenden mit dem Quelle-Warenhaus und dem Bekleidungshaus C&A Brenninkmeyer zwei Magnetbetriebe angeordnet waren. Als weitere Leitbetriebe wurden ein Lebensmittel-Supermarkt und ein Kleinpreiswarenhaus südlich des Kreuzungspunktes der beiden Malls errichtet. Zwischen diesen Magneten wurden zumeist kleinere und mit der Querseite zu den Ladenstraßen ausgerichtete Fach- und Spezialgeschäfte sowie einige wenige Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt. Im Südosten des Zentrums wurde eine Tankstelle mit Autoservice angefügt. Mit Ausnahme des zweigeschossigen Quelle-Warenhauses war das gesamt Ruhrpark-EKZ in eingeschossiger Bauweise errichtet worden" (Heineberg/Mayr 1986, S. 36).
"Als Reaktion auf diese neuen, geplanten Einkaufsstätten auf der grünen Wiese versuchen die Innenstädte seit den siebziger Jahren, durch abwechslungsreich gestaltete Fußgängerzonen, neue Parkhäuser, Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und den Bau innerstädtischer Einkaufszentren ihre Attraktivität als Einkaufsorte zu steigern und das Einkaufen in der Stadt zum Erlebnis werden zu lassen. Um diesem neuen Trend gerecht zu werden, wurden in den achtziger Jahren im Ruhrpark die Malls mit Pflanzbeeten, Brunnen, Pavillons und Sitzgruppen ausgestattet. Die Fassaden wurden individueller gestaltet und mit breiten, gläsernen Vordächern versehen, und am Schnittpunkt der Malls wurde als neues Wahrzeichen ein 40 m hohes Spitzzeltdach errichtet, um wie in den jüngeren, völlig überdachten Einkaufszentren einen Einkauf im Trockenen zu ermöglichen" (Hommel 1993, S. 165).
Einkaufs- und Aufenthaltsqualität
Die Einkaufsattraktivität des Ruhr-Parks mit einem regionalen Einzugsbereich ergibt sich insbesondere durch einen relativ breit gestreuten Branchenmix der aktuell 132 Geschäfte (Einzelhandels-, aber auch Dienstleistungseinrichtungen), der sich auf die "Konsumgewohnheiten breiter Schichten" (Hommel 1993, s. auch Abb. 3) mit einem deutlichen Schwerpunkt im Einzelhandel mit Bekleidung, Textilien und Schuhen (36 Geschäfte sowie spezielle Fachabteilungen in den beiden Warenhäusern) orientiert. Ähnliches gilt auch für den Bereich der Dienstleistungen, die großenteils Gastronomiebetriebe sind. Diese tragen z.T. als Straßencafés in den Sommermonaten erheblich zur Aufenthaltsqualität bei. Im Jahre 2001 wurde zudem als Centererweiterung ein modern gestalteter, überdachter "Foodcourt", die "via bartolo", mit einem abwechslungsreichen Angebot von 13 unterschiedlichen Gastronomiekonzepten eröffnet (Abb. 4). Hinzu kommen andere Serviceleistungen (Friseure, eine Bankzweigstelle, zwei Sparkassengeldautomaten, einige Reisebüros etc.). Um die Attraktivität des Einkaufszentrums, insbesondere auch an Wochenenden, zu steigern, finden in den Malls regelmäßig Sonderveranstaltungen statt, beispielsweise Kinderaktionstage mit Spielangeboten oder Antik- und Trödelmärkte. Gehobene Dienstleistungen des sog. quartären Sektors, wie sie für gewachsene Großstadt-Cities oder bereits teilweise auch schon für Mittelstadtzentren charakteristisch sind, fehlen jedoch (mit Ausnahme eines Rechtsanwaltsbüros) gänzlich. Im Gegensatz zu derartigen traditionellen Geschäftszentren verfügt der Ruhr-Park auch in Bezug auf den öffentlichen Verkehr nur über wenige Busanbindungen (meist in Richtung Bochumer Stadtteile und zum Hauptbahnhof der Stadt); das ganz überwiegende Verkehrsmittel der - laut Aussage der Centerverwaltung - täglich durchschnittlich 45.000 bis 50.000 Kunden ist der Pkw.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Heineberg, H. (2006): Stadtgeographie. 3. Aufl. Paderborn/München/Wien/Zürich | |
• | Heineberg, H. und A. Mayr (1986): Neue Einkaufszentren im Ruhrgebiet. Vergleichende Analysen der Planung, Ausstattung und Inanspruchnahme der 21 größten ShoppingCenter. Paderborn (= Münstersche Geographische Arbeiten, Nr. 24) | |
• | Heineberg, H. und A. Mayr (1988): Neue Standortgemeinschaften des Einzelhandels im polyzentrisch strukturierten Ruhrgebiet. Entwicklung, Bedeutung und Raumwirksamkeit. In: Geographische Rundschau, Nr. 7-8/1988. Braunschweig, S. 28-38 | |
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Hommel, M. (1993): Shopping auf der grünen Wiese. Das Ruhrpark-Einkaufszentrum in Bochum. In: Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum und Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) (Hg.): Vor Ort im Ruhrgebiet. Ein Geographischer Exkursionsführer. Essen, S. 164-165 |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Multiplexkinos |
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www.ruhrpark.de |
Erstveröffentlichung 2007