Im Jahr 2015 wurden in Westfalen-Lippe insgesamt 3.024 Nichtwohngebäude fertiggestellt, das waren 13,4% weniger als 2014. Dieser Rückgang war allerdings geringer als der im Rheinland, wo er 16,9% betrug.
Innerhalb von Westfalen-Lippe waren die Einbußen im Regierungsbezirk Detmold mit 25,8% am höchsten, wobei die Stadt Bielefeld (-50,0% gegenüber 2014) und der Kreis Minden-Lübbecke (-51,5%) die deutlichsten Negativentwicklungen aufweisen. Im Regierungsbezirk Münster betrug der Rückgang dagegen nur 1,4%.
In Bielefeld wurde 2015 beispielsweise nur noch ein Büro- und Verwaltungsgebäude fertiggestellt, ein Jahr zuvor waren es noch 13. Aber auch bei den landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden und bei den "sonstigen" Nichtwohngebäuden gab es in Bielefeld drastische Rückgänge. Im Kreis Minden-Lübbecke verlief die Entwicklung im Prinzip ähnlich wie in Bielefeld. Auch hier ging die Anzahl der neuen Büro- und Verwaltungsgebäude drastisch von 12 (2014) auf 1 (2015) zurück, und die der "sonstigen" Nichtwohngebäude von 10 auf 2. Hierbei fällt u.a. auf, dass sich nicht nur die privaten Bauherren zurückhielten, sondern dass ganz besonders die öffentlichen Bauherren und "Organisationen ohne Erwerbszweck" praktisch nicht mehr mit Neubauten hervortraten. Sie stellten im Kreis Minden-Lübbecke nur noch zwei Gebäude fertig, während es 2014 noch 10 waren. Nirgendwo sonst in Westfalen-Lippe gab es vergleichbar deutliche Rückgänge.
Man muss allerdings hierbei berücksichtigen, dass speziell das vorausgehende Jahr 2014 durch einen besonderen Bauboom bei Nichtwohngebäuden geprägt war, bei dem die entsprechenden Zahlen von 2013 z.T. deutlich übertroffen wurden. Dies betraf vor allem auch Ostwestfalen-Lippe, wobei – außer Bielefeld und dem Kreis Minden-Lübbecke – besonders die Kreise Gütersloh und Paderborn hervorzuheben sind. Ausschlaggebend dafür waren gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Perspektiven. Diese wurden allerdings später – laut Konjunkturumfrage der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld vom Herbst 2016 – wieder schlechter beurteilt. Dabei bereitet wohl vor allem die Gewerbeflächenentwicklung vor dem Hintergrund des neuen Landesentwicklungsplanes der Wirtschaft in OWL und speziell der IHK besondere Sorgen, wobei sogar gesagt wird, dieser Plan berge für die Region und die dortigen Unternehmen "erhebliche Gefahren".
Aber nicht nur wirtschaftsräumliche Entwicklungstrends, sondern auch räumliche Disparitäten lassen sich zumindest teilweise mit Hilfe des Indikators "Fertigstellung von Nichtwohngebäuden" erkennen. Um die Gefahr möglicher Verfälschungen des Gesamtbildes durch zeitliche Singularitäten zu reduzieren, bietet es sich an, die Zahlenwerte mehrerer Jahre zusammenzufassen. Dabei wird deutlich, dass vor allem das Münsterland, in zweiter Linie aber auch andere wirtschaftsstarke bzw. aufstrebende Teilregionen, z.B. die Kreise Gütersloh und Paderborn, bei der Anzahl der fertiggestellten Nichtwohngebäude deutlich vorn liegen. Im Gesamtzeitraum von 2013 bis 2015 wurden in den Münsterlandkreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf zusammen knapp 36% aller Nichtwohngebäude von Westfalen-Lippe fertiggestellt. Insbesondere die Kreise Steinfurt und Borken ragen hierbei heraus (Abb. 1). Allein im Kreis Steinfurt wurden mehr als doppelt so viele Nichtwohngebäude errichtet wie in den Städten Bochum, Dortmund, Hagen, Hamm und Herne zusammen. Umgerechnet pro 10.000 Einwohner waren es in den Münsterlandkreisen jeweils 16 bis knapp 19, in Gelsenkirchen, Bochum, Hagen oder Herne und dagegen nur maximal 2,5.