Im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung wird am Möhnesee und im angrenzenden Arnsberger Wald seit fast 60 Jahren monatlich einmal die Vogelwelt erfasst. Dabei wurde ein erheblicher Wandel in der Artenzusammensetzung festgestellt, vor allem ein Rückgang und Verschwinden infolge vom Menschen verursachter Einflüsse (s. Beitrag Stichmann/Stichmann-Marny). In diesem Beitrag soll jedoch die Neuankunft zuvor hier nicht vertretener Vogelarten zeitlich eingeordnet werden.
Am Anfang des Migrationsgeschehens der letzten sechs Jahrzehnte (Abb. 1) steht hierzulande die Türkentaube, die seit etwa 1955 in Körbecke (Gemeinde Möhnesee) als Dorfbewohner beobachtet und noch häufiger mit ihrem dreisilbigen Ruf vernommen wird. Sie stammt vom Balkan und trat ohne menschliche Unterstützung in Mitteleuropa auf, zuerst 1947 in Soest. Als Kulturfolger breitete sie sich rasch aus.
Zwanzig Jahre später bildeten die Wacholderdrosseln (Abb. 2), die vorher nur als Gäste bekannt waren und in noch früheren Zeiten als Krammetsvögel gefangen und gegessen wurden, in hohen Baumgruppen die ersten Brutkolonien am Möhnesee.
Seit 1973 brütet die Reiherente (Abb. 3) vereinzelt auch am Möhnesee, wo sie zuvor schon nach der Stockente der zweithäufigste Gast war. Heute ist sie mit über 2.000 Exemplaren zeitweilig die zahlreichste Art. An ihrem schwarz-weißen Gefieder ist sie leicht zu erkennen. Auch diese Tauchente ist vor allem von Osten zugewandert, ohne dass ein Anlass zu erkennen ist.