Der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

01.01.2009 Wolfgang Peters

Inhalt

Der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge liegt im Nordosten Nordrhein-Westfalens an der Grenze zwischen den deutschen Mittelgebirgen und dem Norddeutschen Tiefland (Abb. 1).

1965 wurde er als Zweckverband gegründet. Zu seinen Mitgliedern gehören die Kreise Höxter, Lippe, Paderborn, Gütersloh und der Hochsauerlandkreis sowie die kreisfreie Stadt Bielefeld.
Abb. 1: Lage und Ausdehnung des Naturparks Teutoburger Wald/Eggegbirge (Quelle: Reliefkartographie Gunter Kaiser)

Namengebend waren bei seiner Gründung die beiden landschaftlich prägenden Mittelgebirgszüge Teutoburger Wald und Eggegebirge, die – bezogen auf die Entwicklung des Naturparks – zunächst sein Kern- und Gründungsgebiet ausmachten. Durch ständige Erweiterungen der Gebietskulisse umfasst er heute eine Fläche von 2.711 km2 und ist damit der größte Naturpark in NRW.

Die vielfältigen Naturräume werden durch die unterschiedlichen geologischen Formationen geprägt. Neben den erwähnten Gebirgszügen liegen das Lipper Bergland, das Oberwälder Land, Teile der Karstlandschaft der Paderborner Hochfläche als Übergangsräume zwischen Mittelgebirge und Tiefland sowie Teile der Senne im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge. Die höchste Erhebung ist der Köterberg als Teil des Weserberglandes mit 496 m über NN.

Der Waldanteil – wesentlich geprägt durch Buche, Eiche, Fichte und Kiefer – umfasst rd. 30% der Naturparkfläche und hat damit einen deutlich höheren Flächenanteil als im Landesdurchschnitt; bemerkenswert ist der hohe Laubwaldanteil. Ca. 75% der Fläche sind Landschaftsschutzgebiete, 10% sind als Naturschutzgebiete und 14% als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen.

Klimatisch befindet sich der Naturpark im Übergangsbereich vom atlantisch zum kontinental geprägten Klima. Es dominiert ein Schonklima mit leichten bis mäßigen Klimareizen, das durch den Waldreichtum beeinflusst wird. Der Grenzverlauf zwischen atlantischem und kontinentalem Klima ist im Naturpark durch die Verbreitung klimatypischer Pflanzenarten erkennbar. So ist die Stechpalme als Vertreterin des atlantischen Klimas im Teutoburger Wald und im Eggegebirge zu finden, wo sie z. T. ausgedehnte Dickichte bildet. In den ostwärts liegenden Wäldern des Lipper Berglandes kommt sie dagegen nicht mehr vor. Auf den neu eingerichteten "KlimaErlebnisRouten" des Naturparks erfährt der Besucher Interessantes über die Wechselwirkungen von Klima, Natur und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und wie sich die Klimaverhältnisse aus historischer Zeit noch heute in der Landschaft ausprägen.

Die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse spiegeln sich auch in den jährlichen Niederschlagsmengen wider; sie liegen zwischen 625 mm bei Warburg und 1.132 mm bei Feldrom am Eggegebirge.

Flora und Fauna

Verschiedene artenreiche Buchenwaldtypen bestimmen das Bild der Landschaft. Im Teutoburger Wald und Eggegebirge nimmt auch die Fichte große Flächen ein. Am Westrand der Gebirgszüge finden sich verschiedene Moore, die wegen ihrer Seltenheit unter Naturschutz stehen. Grünland gibt es im Naturpark in ganz unterschiedlichen Formen. Neben dem Wirtschaftsgrünland sind viele Magerrasenareale und Feuchtwiesen als wertvolle und artenreiche Lebensräume erhalten geblieben.

Die vielfältigen Naturräume bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten. Oft sind bei Wanderungen Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild zu sehen. Die großen und unzerschnittenen Wälder bieten aber auch sehr störungsempfindlichen Tierarten Raum zum Überleben. Zu diesen Tieren zählt u. a. der Schwarzstorch, der – im Gegensatz zu dem häufiger zu sehenden Weißstorch – ein Waldbewohner ist. 6% der Naturparkfläche mit Schwerpunkten im Teutoburger Wald und der Egge sind Vogelschutzgebiete. Auch die sehr seltene Wildkatze, die bis auf Restpopulationen im Harz und der Eifel in Deutschland schon als ausgestorben galt, kommt im Naturpark vor (s. Beitrag Hörmeyer). Die größte Gefährdung für das sehr scheue und nachtaktive Tier geht heute von der intensiven Nutzung der Landschaft durch Landwirtschaft, Besiedlung und Verkehr aus.
 

Erholung im Naturpark

Verkehrstechnisch günstig gelegen und von den Ballungszentren des Ruhrgebiets oder den Großstädten Kassel und Hannover leicht zu erreichen, bietet der Naturpark von seiner Landschaftsästhetik her viele Möglichkeiten zur Erholung und Freizeitgestaltung. Das Gebiet zwischen Teutoburger Wald und Weser ist besonders reich an natürlichen Heilmitteln wie Moor, Sole, Thermal- und Mineralquellen. Dazu kommt das milde Schonklima. Wegen der großen Dichte an Kurorten hat die Region auch den Beinamen "Heilgarten Deutschlands" erhalten (s. Beitrag Gerbaulet). Zu den bekannten Heilbädern Bad Salzuflen, Bad Meinberg und Bad Driburg kommen noch zahlreiche (Luft-)Kurorte.

Ein umfassendes Wander- und Radwegenetz bietet Möglichkeiten zu erlebnisreicher Aktiverholung. Mit den Hermannshöhen, die den Hermannsweg und den Eggeweg als traditionsreiche Wanderstrecken zusammenführen, führt einer der Top-Trails Deutschlands durch den Naturpark.

Sehenswürdigkeiten

Der Naturpark besitzt eine Vielzahl an Natur- und Kultursehenswürdigkeiten. Die bekanntesten sind zweifellos die Externsteine, das Hermannsdenkmal und das ehemalige Kloster Corvey mit seinem beeindruckenden Westwerk (Abb. 2). Neben den über 1.000 Naturdenkmalen sind das wild-romantische Silberbachtal, die Hardehauser Klippen sowie der nördlichste Vulkan Deutschlands bei Sandebeck beachtenswert. Zu den kulturgeschichtlichen Höhepunkten zählen u. a. die vielen historischen Stadtkerne, die große Dichte an Schlössern, Burgen, Parks, Museen und zahlreiche alte Klöster in den großen südlichen Landschaftsräumen des Naturparks.

Abb. 2: Ehemaliges Kloster Corvey (Foto: Kulturland Höxter)

Aufgaben und Arbeit des Naturparks

Die wesentlichen Aufgaben der Naturparke werden durch das Landschaftsgesetz Nordrhein-Westfalens vorgegeben. Dazu zählen die Unterstützung der Regionalentwicklung, die Umweltbildung und die Förderung der landschaftsbezogenen Erholungsvorsorge im Rahmen der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. Durch Netzwerkarbeit mit ehrenamtlichen Initiativen und hauptamtlichen Einrichtungen wird versucht, eine regionale Klammer bei der Schaffung qualifizierter Natur-Erlebnisstrukturen zu schaffen und diese touristisch wahrnehmbar zu machen. Damit verbunden ist gleichzeitig die Förderung der kulturellen Identität in der Region (s. Beitrag Otto).

Der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge konkretisiert und realisiert dies u. a. durch die Planung und Abstimmung von Wanderrouten im Rahmen von Besucherlenkungsmaßnahmen, die Herausgabe von Broschüren mit Naturerlebnis- und Wandertipps sowie das Aufstellen von Hinweis- und Informationstafeln an Wanderparkplätzen. Neben den traditionellen Instrumenten finden in der Besucherlenkung zunehmend die neuen Medien Anwendung. So ist in Kooperation mit der World Habitat Society im Naturpark ein bundesweit einmaliges und innovatives Projekt im Bereich der Umweltbildung und des Naturtourismus entstanden: Die GPS-Erlebnisregion. Die Orientierung auf den Wegen erfolgt über das Satellitennavigationssystem GPS; an besonderen Stationen können interaktiv Informationen als Hörgeschichten, Texte, Bilder und Videos abgerufen werden. Derzeit gibt es fünf GPS-Erlebnispfade mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden. Weitere Pfade sind in Planung.

Ein wichtiges Anliegen in der Arbeit ist die Zertifizierung von Naturparkführern, die interessierte Gästegruppen durch die Natur begleiten und Wissenswertes und Interessantes über die Landschaft vermitteln.

Mit dem Erfolg im Landeswettbewerb der Naturparke NRW im Jahr 2009 konnte der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge viele neue Projekte mit verschiedenen Kooperationspartnern umsetzen. So werden unter dem Thema "Natürlich gesund" fünf "KlimaErlebnisRouten" und zwei barrierefreie Wege eingerichtet. Mit der Herausgabe verschiedener Publikationen wie dem Naturparkreiseführer, einer Freizeitkarte, themenbezogenen Broschüren und Flyern sowie öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen ist die Geschäftsstelle des Naturparks dem Ziel näher gekommen, den Erlebnis- und Erholungswert des Naturparks Teutoburger Wald/Eggegebirge im Bewusstsein der Bevölkerung und der Gäste positiv zu verankern.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2009