LEADER-Region ''4 mitten im Sauerland''

01.06.2015 Meinolf Rohleder

Inhalt

Es muss nicht immer eine nachts weithin sichtbare Himmelsleiter (Abb.1) sein, die den Erfolg eines LEADER-Projektes ausmacht.

Es kann auch eine Idee sein, die aus der Bevölkerung einer kleinen Ortschaft stammt, so wie inzwischen zahlreiche Vorhaben in der westfälischen LEADER-Region "4 mitten im Sauerland".

Eine LEADER-Region stellt sich vor

Die Region, die als vorletzte der zehn Regionen in Westfalen (s. Beitrag Rohleder) erst im November 2008 den Zuschlag für den Förderzeitraum 2007–2013 erhielt, umfasst vier Kommunen: die Gemeinden Bestwig und Eslohe sowie die Städte Meschede und Schmallenberg mit insgesamt knapp 76.000 Einwohnern (2012).

Abb. 1: Himmelsleiter in Wormbach (Schmallenberg) (Foto: Gästeinformation Schmallenberger Sauerland)

Die Region liegt sowohl im Zentrum des Hochsauerlandkreises als auch der Region Südwestfalen (s. Beitrag Grothues). Meschede als Kreisstadt umfasst mit rund 30.000 Einwohnern dabei mehr als ein Drittel der Bevölkerung, die übrigen Einwohner verteilen sich bis auf das Mittelzentrum Schmallenberg und wenige Grundzentren auf über 150 Dörfer, Weiler und Wohnplätze. In den vier Kommunen haben nur 37 von 157 Ortsteilen mehr als 500, 28 100–500, aber 92 weniger als 100 Einwohner (Abb.2).

Eine sonst unbekannte Region als Durchgangsstation im Schatten der Bezirksstadt Arnsberg und im Vorfeld von Winterberg? – Wohl nicht! Sehr selbstbewusst rückt das Logo die vier Kommunen in den Vordergrund des Hochsauerlandkreises, ohne die Nachbargemeinden zu negieren.

Bekannt sind der Naturpark Homert, der Hennesee, das Besucher-Bergwerk Ramsbeck und der Freizeitpark Fort Fun. Die Friedenskirche der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede wird als beispielhaft für die Sakralbaukunst des 20. Jh.s in Deutschland charakterisiert. Seit Jahrzehnten beliebt sind die zahlreichen Ferienorte des Schmallenberger Sauerlandes. Bekannt schließlich die Veltins-Brauerei in Grevenstein und das Modeunternehmen FALKE in Schmallenberg. In den einschlägigen Industriebranchen äußerst renommiert sind der Weltmarktführer für Feingussproduktion aus Titan- und Aluminiumlegierungen, die Tital GmbH in Bestwig mit 550 Beschäftigten und 64 Mio. € Umsatz in 2012 (IHK Arnsberg, Hagen, Siegen 2013) sowie der Weltmarktführer in der Fahrtreppenindustrie, die KettenWulf Betriebs GmbH in Eslohe (1.200 Beschäftigte, 160 Mio. € Umsatz in 2012) (ebd.).

Diese Beispiele zeigen, dass die Industrie – weitere hoch spezialisierte Unternehmen beweisen dies – eine ebenso große wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat wie der Tourismus (s. Beitrag Krajewski). Mehr als 1 Mio. Übernachtungen gab es hier im Jahr 2012, zwei Drittel davon in Schmallenberg.

Wie in anderen Gebieten Westfalens auch ging in der Region die Bevölkerung im Jahrzehnt 2000–2010 um ca. 4% zurück. Laut IT NRW wird im Hinblick auf das Jahr 2030 sogar ein Rückgang um 11,1% im Vergleich zu 2011 prognostiziert, wobei die Kreisstadt Meschede mit 18,4% fast ein Fünftel ihrer Einwohner verlieren könnte.

Leitmotto, Themen und Handlungsfelder

Die LEADER-Region "4 mitten im Sauerland" wählte als ihr Leitmotto "Wirtschaft + Natur + Freizeit = Lebensqualität" und entfaltete dies in den drei Themenschwerpunkten "Lebensqualität in Städten und Dörfern" (1), "Landwirtschaft – Holz und Forst – Landschaft – Tourismus" (2), "Wirtschaft und Arbeitsmarkt" (3). Diesen Schwerpunkten wurden insgesamt fünf Handlungsfelder zugeordnet:

I.     Wohn- und Freizeitqualität in Städten und Dörfern,
II.    Regionale Identität und bürgerschaftliches Engagement (beide zu 1),
III.   Holz und Forst, erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe,
IV.    Tourismus, Land-/Forstwirtschaft und Landschaftspflege (beide zu 2) und
V.     Industrie – Gewerbe – Handwerk – Dienstleistungen (zu 3).

Dabei sollten die Themenschwerpunkte jeweils ein Drittel der EU-Fördermittel, also je 300.000 Euro, erhalten.

Abb. 2: Bevölkerungszentren der LEADER-Region ''4 mitten im Sauerland'' (Stand: 31.12.2012) (Entwurf: M. Rohleder, Quellen: Internetauftritt der beteiligten Kommunen)

Projekte innerhalb der Region

Die für die Themenschwerpunkte jeweils eingerichteten Kompetenzgruppen im Rahmen der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) schlugen dann Projektvorhaben vor. Diese wurden diskutiert, vom Vorstand der LAG verabschiedet und der Bezirksregierung Arnsberg zur endgültigen und damit auch finanziellen Bewilligung vorgelegt.

Parallel dazu wurde eine Geschäftsstelle für das Regionalmanagement – zuerst in Meschede, später in Bestwig – eingerichtet und ein Regionalmanager eingestellt. Über die Arbeit und die Verwendung der Fördermittel wurde die Öffentlichkeit in transparenter Form fortlaufend und regelmäßig durch Briefe und Sitzungsprotokolle der Kompetenzgruppen auf einer eigens eingerichteten Internetplattform informiert.

So wurden bislang in den vier Jahren von 2009 bis zum Frühjahr 2013 mehr als 40 Projekte auf den Weg gebracht. Dies ist deshalb eine bemerkenswerte Zahl, da die LEADER-Region "4 mitten im Sauerland" für die Planung und Durchführung ein Jahr weniger Zeit zur Verfügung hatte als die zuerst ausgewählten Regionen. Die nachfolgende Übersicht (Stand 2012) vermittelt beispielhaft die Breite der Projektvorhaben. Die zur Verfügung stehenden Mittel wurden etwa zu je einem Viertel auf die beteiligten Kommunen aufgeteilt. Ihnen – und damit auch den Vereinen, Institutionen und der interessierten Öffentlichkeit im weitesten Sinne – stand es frei, Projekte aus den jeweiligen Handlungsfeldern vorzuschlagen, konzeptionell zu entwickeln und mit Hilfe von Experten praktisch umzusetzen (sog. bottom-up-Prinzip):
–  Andreasberg, Dorf der Generationen (zu Bestwig, 494 Ew.)
–  Ausstattung des Reister Markt-Tierschaugeländes (zu Eslohe, 744 Ew.)
–  Dorf- und Informationsmittelpunkt Wenholthausen (zu Eslohe, 1.416 Ew.)
–  Neue Löffel im Besteckmuseum Fleckenberg (zu Schmallenberg, 1.558 Ew.)
–  Multifunktionsspielfläche Eversberg (zu Meschede, 1.865 Ew.)
–  Mehrgenerationenspielplatz Lenne (zu Schmallenberg, 332 Ew.)
–  Bergbauwanderweg Ramsbeck (zu Bestwig, 1.493 Ew.)
–  Dorfdenkmal Hammerwerk Heringhausen (zu Bestwig, 811 Ew.)
–  Außerschulischer Lernort – Studie zum Energiepfad am Museum Eslohe (Kerngemeinde, 2.761 Ew.)
–  Gestaltung von Betonelementen in Meschede (Kernstadt, 15.632 Ew.)
–  Geothermie-Studie in Sauerländer Schiefergruben in Bad Fredeburg (zu Schmallenberg, 3.871 Ew.)
–  Errichtung eines Dorftreffs in der Schützenhalle Kückelheim (zu Eslohe, 352 Ew.)
–  Familienrast- und Spielplatz am SauerlandRadring in Bremke (zu Eslohe, 597 Ew.)
–  Pilothafte Umgestaltung des Dorfeingangs von Nordenau (zu Schmallenberg, 192 Ew.)
–  Sinnepfad am Hennesee (Meschede; Abb. 3)
–  Schaukohlenmeiler Föckinghausen (zu Bestwig, 29 Ew.)

Abb. 3: Sinnepfad am Hennesee (Foto: Regionalmanagement ''4 mitten im Sauerland'')

Die Zusammenstellung (Einwohnerstand: 31.12.2012) zeigt, dass keineswegs nur die Ortskerne vom LEADER-Programm profitieren, sondern dass auch kleinere Dörfer bzw. Ortsteile sich fantasievoll und innovativ einbringen können.

Besondere Beachtung aufgrund seines modellhaften Charakters verdient das Projekt "Natur Erlebnis Wandern: Neue Wege einschlagen": In Kooperation mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (IJGD) fand im Sommer 2011 ein dreiwöchiges internationales Jugendworkcamp in Bestwig statt. Jugendliche aus Frankreich, Tschechien, Spanien, Italien, Deutschland sowie Russland, der Ukraine, der Türkei und Südkorea halfen dabei, das Wanderwegenetz der Gemeinde aufzuwerten. Sie schnitten Wege frei, erneuerten Wegezeichen und reparierten Bänke unter Anleitung von Fachleuten des Sauerländischen Gebirgsvereins und des Bauhofes Bestwig. Unterstützt wurden sie von Forstbeamten des Regionalforstamtes Soest-Sauerland. Sie setzten ein Biotop in Nuttlar instand und bauten eine Aussichtsplattform in Föckinghausen. Insgesamt war dieses Jugendworkcamp so erfolgreich, dass das Projekt im Spätsommer 2012 erneut geplant und durchgeführt wurde, dieses Mal in Meschede-Eversberg. Hier wurden eine Freiluftklasse ins Leben gerufen und ebenfalls Ausbesserungsarbeiten an Wanderwegen vorgenommen.

Fazit und Ausblick

Insgesamt belegen die bislang durchgeführten Projekte im LEADER-Prozess dieser Region nicht nur eine beeindruckende Vielfalt der Aktivitäten, sondern sie zeigen auch ein außerordentliches Engagement der Beteiligten, wenn die Menschen das Gefühl haben, wie es der Regionalmanager der LEADER-Region "4 mitten im Sauerland" treffend formulierte, "dass Europa ihnen etwas bringt" (LandInForm 1/2012).

Die Region wurde aufgrund der erfolgreichen Arbeit erneut als LEADER-Region für den Förderzeitraum 2014–2020 bestimmt.

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Weiterführende Literatur/Quellen

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Erstveröffentlichung 2013, Aktualisierung 2015