Westfalen und seine Landesteile in geographisch-statistischer Sicht
Überblick
Westfalen erstreckt sich über 209 km Luftlinie von Preußisch Ströhen, Stadt Rahden, Kreis Minden-Lübbecke, im Norden bis zur Gemeinde Burbach, Kreis Siegen-Wittgenstein, im Süden. Die Endpunkte liegen bei 52°32’ bzw. 50°41’ nördl. Breite. Fast identisch ist mit 211 km Luftlinie die Entfernung zwischen den äußersten Grenzpunkten im Westen (6°23’ östl. Länge) bei Anholt, Stadt Isselburg, Kreis Borken, sowie Stahle, Stadt und Kreis Höxter, im Osten (9°28’ östl. Länge von Greenwich). Das im Norden und Osten an Niedersachsen, im Süden an Hessen und Rheinland-Pfalz, im Westen an die rheinländischen Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf sowie die Niederlande grenzende westfälische Gebiet umfasst eine Fläche von 21426,94 km2 (63% der Landesfläche Nordrhein-Westfalens) mit 8,474 Mio. Einwohnern (31.12.2004) bzw. 47% der Gesamtbevölkerung des Bundeslandes (18,075 Mio.).
Nach seiner Höhenlage hat Westfalen Anteil sowohl am Norddeutschen Tiefland (unter 200m) als auch an der deutschen Bergland- und Mittelgebirgszone. Die zugehörigen naturräumlichen Großlandschaften sind die Westfälische (Tieflands-)Bucht, das Weserbergland und das Sauer- sowie Siegerland (Abb.1). Im Laufe der Zeit haben sich innerhalb dieser Großlandschaften Benennungen für viele kleinere und größere Landschaften herausgebildet (s. Beitrag Liedtke) mit Bezug teils zu naturräumlichen oder wirtschaftsräumlichen, teils zu historisch-administrativen Begrenzungen (s. Tab. 1).
Westfälische Bucht
Nach der Nutzungsart entfallen 60% der Westfälischen Bucht auf Landwirtschaftsflächen (Acker-Grünland-Verhältnis 2,3:1) und 15% auf Waldflächen, auf denen vorrangig und zu gleichen Teilen (je 23%) Eichen und Kiefern stehen. Die natürliche Fruchtbarkeit der Böden, ausgedrückt in Ertragsmesszahlen in Relation zu den besten Böden Deutschlands in der Magdeburger Börde (=100), erreicht östlich der Ems, im nördlichen und auch weitgehend im westlichen Münsterland nur Werte unter 33, im Kernmünsterland zwischen 33 und 64 sowie in den Börden des Hellweggebietes über 64 (bis um 80 in der Soester Börde). Von den Einwohnern Westfalens leben die meisten (knapp 58% oder 4,9 Mio.) in der Westfälischen Bucht (mit dem westfälischen Teil des Ruhrgebietes); die Einwohnerdichte beträgt 486 Einw./km2 (in Westfalen insgesamt 396 Einw./km2), im Münsterland - für sich genommen - 264 Einw./km2.
Weserbergland
Der Anteil des Acker- und Grünlandes an der Flächennutzung entspricht im Weserbergland mit 57% knapp dem der Westfälischen Bucht, allerdings zeigt das Acker-Grünland-Verhältnis von 3,5:1 für das Bergland eine weit höhere ackerbauliche Bodennutzung an. In den Waldgebieten (Anteil 26%) herrscht unter den Baumarten die Buche vor (43%). Die Bodengüte beziffert sich auf 33 - 64, mit Ausnahme der Ravensberger und der Warburger Börde, wo Ertragsmesszahlen über 64 erreicht werden. Im Weserbergland wohnt ein Fünftel (1,64 Mio.) der Gesamtbevölkerung Westfalens, die Einwohnerdichte liegt bei 316 Einw./km2 und damit unter dem westfälischen Mittel (-80 E/km2).
Sauer- und Siegerland
Im Sauer- und Siegerland (28% der Gesamtfläche Westfalens) beträgt die mittlere Jahrestemperatur in Abhängigkeit von der Höhenlage im Unterland (unter 300m) und den Talzügen der mittleren Ruhr und Lenne sowie der oberen Sieg (vgl. Station Siegen in Tab.1) 8,5° - 9°C, dagegen in den Gipfellagen des Rothaargebirges nur 5°C. Im Sommer (Juli) steigen die Monatsmittel im Unterland und den größeren Talzügen auf 17° - 17,5°C an, im Oberland (über 300m) auf 14°C; im kältesten Monat (Januar) sinken die Mittelwerte auf 2° - 0°C (Unterland) sowie -3° bis -4°C im Oberland. Auch bei den Niederschlägen bildet sich die Höhenstufung ab. Das Oberland erhält mit 1200 - 1400 mm Jahresniederschlag - in der Kammregion des Rothaargebirges bis zu 1520 mm - die höchsten Niederschläge in Westfalen. Das Unterland verzeichnet 800 - 900 mm Niederschlag im Jahresmittel. Im Oberland fällt ein Viertel bis knapp die Hälfte des Jahresniederschlags als Schnee oder Schneeregen (z.B. in Lüdenscheid 24%, am Kahlen Asten 47%).
Das Sauerland hat mit 30% den geringsten Landwirtschaftsflächenanteil (Acker-Grünland-Verhältnis 2,8:1) unter den drei großen westfälischen Landesteilen. Dem steht ein Waldflächenanteil von 58% gegenüber, der das Sauerland als ein ausgesprochenes Waldland kennzeichnet. Anstelle von Eichen und Kiefern (Westfälische Bucht) oder Buchen (Weserbergland) dominiert hier die Fichte, und zwar mit 64%. Die Ertragsmesszahlen der Böden liegen zwischen 33 und 64, im Oberland sinken sie ab auf unter 33. Die Einwohnerzahl des Sauerlandes beträgt 2,0 Mio. (23% der Gesamtbevölkerung Westfalens); die Einwohnerdichte (317 Einw./km2) entspricht der des Weserberglandes.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Geographische Kommission für Westfalen (Hg.) (1986-2005): Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen. Münster | |
• | Institut für Länderkunde Leipzig (Hg.) (2003): Nationalatlas der Bundesrepublik Deutschland, Band 2: Relief, Boden und Wasser. Heidelberg/Berlin | |
• | Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS) (Hg.) (2002): Bodenflächen in Nordrhein-Westfalen 2001 nach Nutzungsarten der Vermessungsverwaltung. Düsseldorf | |
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Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS) (Hg.) (2005): Die Gemeinden Nordrhein-Westfalens 2005. Düsseldorf |
Erstveröffentlichung 2007