Messe und Congress Centrum Halle Münsterland

01.01.2010 Tobias Hertel

Das Motto auf dem Poster im CeNTech, dem münsterschen Zentrum für Nanotechnologie, ist durchaus selbstbewusst gemeint: "Es gibt kein Problem, das zu klein ist". Im Kleinen sind die Wissenschaftler hier ganz groß, denn die Nanotechnologie forscht auf der Ebene einzelner Atome und Moleküle. Nano steht dabei für die Größenordnung von einem Milliardstel Meter. Selbst ein menschliches Haar ist 50.000-mal dicker.

Abb. 1: Immer mehr wissenschaftliche und vor allem medizinische Kongresse zieht es ins Messe und Congress Centrum Halle Münsterland (Foto: Messe und Congress Centrum Halle Münsterland)
Im Jahr 2010 zog es die Wissenschaftler aus dem CeNTech bereits zum dritten Mal zum Messe und Congress Centrum Halle Münsterland (Abb 1). 270 Fachleute aus Europa, Asien und den USA waren zur NanoBio Europe nach Münster gekommen. Auch US-Botschafter Philip D. Murphy informierte sich auf dem Kongress und auf der angeschlossenen Messe darüber, welche Möglichkeiten die winzigen Teilchen vor allem in der Medizin bieten – und diese Möglichkeiten sind ebenso faszinierend wie vielfältig. Ganz neue Perspektiven eröffnen sich zum Beispiel bei der Heilung von Krebs. Angefärbte Nanopartikel, die an einen Tumor andocken, machen diesen sichtbar und schaffen so die Voraussetzung dafür, mit Laserbestrahlung das bösartige Geschwulst komplett zu entfernen.

Münster ist gleichermaßen eine Stadt der Wissenschaft und der Kongresse. Für Letztere bietet sich seit mehr als 80 Jahren das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland an. 1926 weihten die westfälischen Reit- und Fahrvereine den Neubau mit einem Schauturnier ein. Bis heute ist die 16 m hohe gewölbte Decke der 6.500 Menschen fassenden Großen Halle das architektonische Markenzeichen des Veranstaltungszentrums (Abb. 2). Das blieb auch so nach dem Krieg, in dem die Halle völlig zerstört wurde. Schon 1948 begann der Wiederaufbau, bereits vier Jahre später wurde die erste wieder hergestellte Veranstaltungshalle Deutschlands komplettiert, u. a. um Büros, ein Restaurant, ein Foyer und den "Weißen Saal" als Tagungsraum.
Abb. 2: Die Große Halle ist das Herzstück des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland. 2007 wurde sie umfassend renoviert, 2008 kamen Business Logen hinzu (Foto: Messe und Congress Centrum Halle Münsterland 2007)

1949 wurde das Reit- und Springturnier wieder gestartet, das bis heute als K+K-Cup die Pferdefreunde anzieht. Absoluter Besuchermagnet der Wirtschaftswunderzeit war das Sechstagerennen, bei dem ab 1950 die besten Radfahrer des Landes im Oval rasten. Auch Musikgeschichte wurde hier geschrieben. Für Hochkultur standen die Auftritte der Berliner, der Wiener und der New Yorker Philharmoniker; Herbert von Karajan und Leonard Bernstein attestierten der Halle internationales Konzertniveau. Ihr erstes Deutschland-Konzert spielten die Rolling Stones 1965 in der Halle Münsterland. Rock-Größen wie Jimi Hendrix, Deep Purple und Pink Floyd folgten.

Immer größere Bedeutung gewannen Messen und Tagungen. Der 1976 eröffnete Congress Saal für 1.000 Besucher wurde rasch zu klein. Von 1992 bis 2002 veränderte die Halle ihr Gesicht wie nie zuvor: Für 82 Mio. Mark entstanden das Südfoyer sowie drei Messehallen mit insgesamt knapp 20.000 m2 Fläche. Allein die Messehalle Mitte fasst bis zu 11.000 Menschen.

Die Modernisierungen und Erweiterungen gehen unter der Geschäftsführung von Dr. Ursula Paschke weiter, vor allem um das Veranstaltungszentrum wettbewerbsfähig zu halten. 2007 wurde das Herzstück, die Große Halle, umfassend renoviert und mit einer neuen Tribüne und einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Seit 2008 können Unternehmen Mitarbeiter und Kunden in Business Logen bewirten und von dort komfortabel Konzerte und Shows miterleben lassen. Rund 300 Veranstaltungen zählt das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland jährlich. Viele kennen das Veranstaltungshaus durch die Auftritte von Musik- und Comedy-Stars wie Jan Delay, Silbermond, Udo Jürgens, Atze Schröder oder Mario Barth. Zwischen 30.000 und 40.000 Besucher locken "Europas größte Kegelparty", "HOLIDAY ON ICE" oder Verbrauchermessen wie die "FBF – frühling, blumen, freizeit".

Weniger publikumswirksam und deshalb weniger bekannt ist dagegen der wachsende Stellenwert des Veranstaltungshauses als Tagungsort für Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen, wofür die NanoBio Europe nur ein Beispiel ist. Während ein Kongress wie der Deutsche Ärztetag, der 2007 mit 250 Delegierten, 1.000 Gästen und der Gesundheitsministerin in Münster für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte, wirkten die rund 70 Teilnehmer der ersten Internationalen Tagung der Planarien-Biologie im Mai 2010 vergleichsweise im Verborgenen.

Abb. 3: Kongress und Messe unter einem Dach: Während im Congress Centrum die Neurochirurgen tagten, nahmen einige Teilnehmer in der Großen Halle modernste Diagnosegeräte in Augenschein (Foto: Messe und Congress Centrum Halle Münsterland)

Das Interesse der Forscher, die in Münster am Max Planck-Institut für molekulare Biomedizin, an Universitäten wie Barcelona und Kyoto oder an der University of California arbeiten, gilt Plattwürmern. Die haben dem Menschen eine außergewöhnlich gute Fähigkeit zur Regeneration voraus. Die sich dabei abspielenden Vorgänge möchten Wissenschaftler auch für den Menschen nutzbar zu machen. Gelingt das, könnten Wunden heilen, ohne dass Narben bleiben; eine Verletzung des Rückenmarks müsste nicht zwangsläufig zu einem Leben im Rollstuhl führen. Um schneller an verwertbare Ergebnisse zu kommen, wurde auf dem Kongress in Münster, an dem auch der bekannte Stammzellenforscher Prof. Dr. Hans R. Schöler teilnahm, ein Netzwerk der in Europa, den USA und in Japan forschenden Laboratorien gegründet.

Die Internationale Tagung der Planarien-Biologie steht ebenso wie die NanoBio Europe exemplarisch für die Zukunftsthemen, über die sich Wissenschaftler im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland austauschen. Auch darüber hinaus ist das Gesundheitswesen hier stark vertreten. Urologen treffen sich ebenso regelmäßig wie Anästhesisten, der Westfälisch-Lippische Apothekertag hat hier seinen festen Standort gefunden, die Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen kommt nach 2009 auch im Jahr 2011 nach Münster. Immer häufiger werden diese Kongresse um begleitende Fach­ausstellungen ergänzt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie hielt zum Beispiel ihre Jahrestagung im Congress Centrum ab, während die Tagungsteilnehmer nebenan in der Großen Halle neueste Diagnosegeräte und filigrane Operations-Instrumente in Augenschein nahmen (Abb. 3).

Während sich solche Kongressmessen ausschließlich an ein Fachpublikum wenden, finden auch Gesundheitsinte­ressierte und Patienten viele auf sie zugeschnittene Angebote. Noch neu im Programm ist die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Pflegemesse, die 2010 erstmals unter dem Titel "Focus Mensch" stattfand. Sie trug dem demografischen Wandel Rechnung und sprach neben Fachbesuchern auch pflegende Angehörige an.

Einen besonderen Stellenwert nimmt die "Diabetes Messe", eine Eigenveranstaltung des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland, ein. Sie kombiniert 2011 zum achten Mal einen Fachkongress und eine Ausstellung mit einem Patiententag. Fast 6.000 Besucher interessierten sich 2010 für die vielen Tipps für ein gesünderes Leben, die Mitmachangebote und Gesundheitschecks. Am Fachkongress nahmen mehr als 2.000 Ärzte, Apotheker, Diabetesberater und Diätassistenten teil, die Tendenz ist steigend. Ihren Stellenwert gewinnt die "Diabetes Messe" zudem durch den Austausch von Medizinern und Patientenverbänden mit der Politik. Dazu sind immer wieder hochkarätige Bundes- und Landespolitiker Gäste dieser Veranstaltung.

Dafür, dass sich Münster und das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland als Standort für eine Fülle von Kongressen und Messen rund um die Gesundheit etabliert hat, gibt es gute Gründe. Dazu gehört neben der Ausstattung des Hauses selbst die große medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität und die Heimatverbundenheit ihrer Professoren: Sie holen Kongresse bevorzugt in ihre Stadt und schätzen dann die Infrastruktur und die Flexibilität des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2010