Während die Altstadt Münsters im 2. Weltkrieg zu 90% zerstört wurde, waren die Kriegsschäden im Kreuzviertel mit 40% vergleichsweise gering. So prägen gründerzeitliche Blockrandbebauung sowie Wohnhäuser aus den 1920er u. 30er Jahren insbesondere den südlichen Teil des Gebietes bis heute. Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich die Bautätigkeit im Quartier viel kleinmaßstäbiger vor allem als Ersatz für Kriegsschäden und baufällige Häuser, aber auch als Ergänzung im nördlichen, bisher unbebauten Teil des Kreuzviertels fort.
Seit seiner Entstehung wird das Kreuzviertel, in dem heute 12400 Menschen leben, durch die Wohnfunktion dominiert. Im Zentrum des Quartiers, in der Mitte eines elliptischen Platzes, in den aus den vier Himmelsrichtungen vier Straßen münden, befindet sich - städtebaulich wirkungsvoll plaziert - die Kirche Heilig Kreuz. Seit ihrer Erbauung (1898 bis 1902) stellt die neugotische Werksteinbasilika das Wahrzeichen des Viertels dar. Namensgebend für Kirche und Stadtquartier war eine alljährliche, bis ins 16. Jh. hier stattfindende Kreuzprozession. Den kulturellen Leuchtturm des Viertels bildet das in den 1950er Jahren gebaute, wegen seiner typischen Architektur denkmalgeschützte Schlosstheater mit seinem vielfach prämierten Programmkino. Die wohnstandortnahe Grundversorgung wird durch zahlreiche Supermärkte und kleinere Einzelhandelsfachgeschäfte der Nahrungsmittelbranche sowie entsprechende lokale Dienstleister sichergestellt. Im Bereich Nordstr./Hoyastr./ Kreuzkirche konzentrieren sich sowohl Versorgungseinrichtungen für die Quartiersbevölkerung als auch Restaurants, Cafés und Kneipen.
Seit den 1970er Jahren wurde das Kreuzviertel als studentisches Wohnquartier immer beliebter, denn hier ließen sich recht günstig "Studentenbuden" oder Wohnungen für Wohngemeinschaften anmieten. Den Eigentümern war so trotz nicht erfolgter Investition maximaler Mietzins für veraltete, bauliche Mängel aufweisende Wohnungen garantiert. Mit der zunehmenden Anzahl Studierender und anderer zuziehender Singlehaushalte verschärfte sich die problematische Verkehrs- und Stellplatzsituation im Viertel. Das Defizit an Grün- und Freiflächen sowie an Spielmöglichkeiten für Kinder führte dagegen neben bausubstanziellen Mängeln und Ausstattungsdefiziten zu einer verstärkten Abwanderung von Familien mit Kindern ins suburbane Umland. Allein zwischen 1975 und 1987 verlor das Kreuzviertel 9% seiner Bewohner (1975 bis 2005: -24%). Der Studierendenanteil an der Wohnbevölkerung im Kreuzviertel stieg von 14% 1970 auf über 19% im Jahr 1985. Damit gehörte jeder fünfte Bewohner zur Gruppe der meist zwischen 18 und 30 Jahre alten Studierenden.
Vor dem Hintergrund sehr einseitiger Alters- und Sozialstrukturen einerseits und zunehmender städtebaulicher Mängel anderseits wurde der Stadtteil ab 1977 in das "Innenstadtprogramm zur Verbesserung der Wohnqualität" aufgenommen, welches umfangreiche Stadterneuerungsmaßnahmen zur Folge hatte. Während die Ziele "Erhaltung des Viertels als innenstadtnahes Wohngebiet" und "Erhaltung des typischen Erscheinungsbildes" im Zuge der Stadtsanierung erreicht wurden und diese zu einer sichtbaren Aufwertung des Kreuzviertels geführt hat, konnte das dritte Ziel, familiengerechte, preiswerte Großwohnungen durch Modernisierung zu erhalten bzw. wiederherzustellen, jedoch kaum realisiert werden. Die Abwanderung von Familien ins Umland hat sich zwar abgeschwächt, der Anteil der unter 18-Jährigen (als Indikator für Familien) ist heute mit 11% aber immer noch unterdurchschnittlich (Münster 2005: 16%). Auch haben sich der Studierendenanteil mit zur Zeit rd. 10% und der Anteil der 18 - 30-Jährigen (26% im Jahr 2005) dem städtischen Durchschnitt angenähert. Das Kreuzviertel ist aber ein Quartier der Singles geblieben: Zwei Drittel der insgesamt 7450 Privathaushalte (2005) bestehen aus nur einer Person; nur in 6% der Haushalte leben vier oder mehr Personen (durchschnittl. Haushaltsgröße: 1,5 Pers., Münster insges.: 1,9 Pers.).
Das Kreuzviertel hat sich in den letzten vier Jahrzehnten also im Zuge von zunehmenden städtebaulichen Mängeln und Wohnraummissständen zunächst von einem Bürgerviertel zu einem studentischen Wohnviertel entwickelt. In den letzten 20 Jahren ist der hohe Studierendenanteil dann vor allem zugunsten von Bewohnern mit höheren Einkommen in dem Maße zurückgegangen, in dem durch Modernisierung der Altbausubstanz und Neubauten preiswerter Wohnraum verschwand.
Einen solchen Wandlungsprozess, bei dem die bauliche Aufwertung von einem umfassenden Wechsel in der Bewohnerschaft hin zu hochqualifizierten, häufig besser verdienenden und zumeist in kleineren Haushalten lebenden Personen (z. B. Yuppies, Dinkies) begleitet wird, nennt man in der Stadtforschung Gentrification. Häufig wird diese Gentrifizierung von einer funktional-infrastrukturellen Aufwertung des Viertels sowie einer aus "positiver" Kommunikation und Image-Verbesserung resultierenden symbolischen Aufwertung begleitet. Jüngere Bevölkerungsgruppen - wie Studierende - mit explizit urbanen Lebensstilen und Konsummustern werden auch als Pioniere der Gentrification bezeichnet, die durch ihren Zuzug und ihre Wohnumfeldaktivitäten Aufwertungsimpulse in einem in einen Downgrading-Prozess geratenen Wohnviertel auslösen können.