Generationswechsel in der Bevölkerung Westfalens
• | nach ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung 2003 (Abb. 1a und 2a) und | |
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nach der Veränderung ihres Anteils von 1976 bis 2003 (Abb. 1b und 2b). |
Jugendliche Bevölkerung 2003
Auch der Paderborner Bereich mit seinem nördlichen und östlichen Umfeld zeichnet sich positiv ab. Unterdurchschnittlich ist der Anteil der jugendlichen Bevölkerung im Ruhrgebiet (z.B. Bochum 17,7%) und im märkischen Industriegebiet sowie längs der ostwestfälischen Achse Bielefeld-Minden, aber auch in vielen Gemeinden mit der Funktion eines Heil- und Kurortes, allen voran Bad Salzuflen/LIP (19,8%). Noch geringer ist die Jugendlichkeit in der Stadt Münster (18,7%); hier hat die Suburbanisierung zu einem Kranz "junger" Gemeinden geführt.
Das Gegenwartsbild ist das Ergebnis einer dynamischen Entwicklung. Während die Bevölkerung Westfalens zwischen 1976 und 2003 um 7% gewachsen ist, nimmt die Zahl der unter 20-Jährigen um 20% ab, ihr Anteil ist von 29,7% auf 22,3%, also um 7,4%-Punkte, gefallen. Wenngleich Wanderungen Veränderungen beeinflussen, muss das Ergebnis in erster Linie als Ausdruck stark gesunkener Geburtenzahlen gesehen werden. Jede Gemeinde - mit Ausnahme des Bundeswehrstandortes Augustdorf/LIP - verliert anteilmäßig an junger Bevölkerung. Geringer wirkt sich dieser Rückgang in Gemeinden mit unterdurchschnittlichem Jugendanteil aus; denn hier bestand bereits Mitte der 70er Jahre eine niedrigere Ausgangsbasis. Bemerkenswert ist die Veränderung dort, wo 1976 noch ein Drittel der Bevölkerung "jung" war. Besonders stark trifft der Rückgang Gemeinden an der Nordwestflanke des Münsterlandes, wo nicht wenige einen Jugendanteil um 40% hatten, wie z.B. Recke/ST 43,2% oder Stadtlohn/BOR 42,1%. Somit hat seit Mitte der 1970er Jahre der Einbruch der Geburtenziffern auch auf die stärker ländlich geprägten Räume übergegriffen.
Zunehmende demographische Alterung
Als Folge sinkender Geburtenzahlen und steigender Lebenserwartung (s. Beitrag Wittkampf) wuchs der Anteil der 60-Jährigen und Älteren von 18,9% auf 24,4%. Mit dem Überwiegen des Altenanteils vor der jungen Bevölkerung scheint sich die westfälische Bevölkerung dem Zustand einer "Rentnergesellschaft" anzunähern (Abbn. 2a und 2b). Das trifft aber nur bedingt auf den gesamten Raum zu. In noch 40% der Gemeinden überwiegt jung vor alt, besonders im Münsterland, im Paderborner Raum sowie im Kreis Gütersloh. In 20% der Gemeinden halten sich die beiden Altersklassen die Waage, während bei 40% das Rentenalter dominiert. Dies sind jedoch nicht nur strukturschwache Gebiete mit einer "Restbevölkerung", sondern auch Heil- und Fremdenverkehrsorte, die sich zu beliebten Altersruhesitzen entwickelt haben (z.B. Bad Sassendorf/SO 33,3%, Winterberg/HSK 28,4%).
Im Laufe von drei Jahrzehnten hat sich in Westfalen der Generationsschwerpunkt in gravierender Weise verlagert.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hg.) (2006): Die demographische Lage der Nation. Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen? Daten, Fakten, Analysen. München | |
• | Billeter, E. P. (1954): Eine Maßzahl zur Beurteilung der Altersverteilung einer Bevölkerung. In: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik, 90. Jg. Bern, S. 496-505 | |
• | Danielzyk, R. und B. Mielke (2006): Strukturwandel in den ländlichen Gebieten des westlichen Münsterlandes und Ostwestfalen-Lippes. In: Geographische Rundschau, Nr. 1/2006. Braunschweig, S. 56-63 | |
• | Institut für Länderkunde Leipzig (Hg.) (2001): Nationalatlas der Bundesrepublik Deutschland. Band 4: Bevölkerung. Heidelberg/Berlin | |
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Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS) (Hg.) (2005): Statistiken zur Wohnbevölkerung nach dem Alter in den Gemeinden Westfalens am 31.12.1976 und 31.12.2003. Düsseldorf |
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• | https://www.westfalen-regional.de/de/lebenserwartung |
Erstveröffentlichung 2007