Flughafen Münster/Osnabrück: Bedeutung und Entwicklung des Luftverkehrsangebots

01.01.2009 Sören Gerkensmeyer

Kategorie: Verkehr

Schlagworte: Münster · Kreis Steinfurt · Flughafen

Der Münster/Osnabrück International Airport zählte im Jahr 2008 1.570.506 Fluggäste, was einem leichten Rückgang von 2,2% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Innerhalb der Flughäfen Nordrhein-Westfalens steht er damit an vierter Position hinter Düsseldorf (18.151.252 Passagiere), Köln/Bonn (10.342.931) und Dortmund (2.329.440) (alle 2008).
Abb. 1: Entwicklung der absoluten Passagierzahlen am Flughafen Münster/Osnabrück von 1973-2007 (Quelle: www.fmo.de)
Nach einer vierjährigen Bauzeit begann der Flughafen Münster/Osnabrück im Jahr 1972 den zivilen Flugbetrieb auf einem ehemaligen Segelfluggelände. Die erste Verbindung führte dreimal täglich nach Frankfurt und wurde von der Cimber Air durchgeführt. Danach haben sich die Passagierzahlen, wie in Abb. 1 dargestellt, entwickelt.

Ab Mitte der 1990er Jahre erfuhr der Flughafen ein außerordentliches Wachstum an Passagierzahlen von ca. 100% zwischen 1994 und 2000 und war damit der am schnellsten wachsende Flughafen Deutschlands. Diese enormen Steigerungsraten wurden wie in der gesamten Luftverkehrsbranche durch die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 gebremst, so dass sich die Passagierzahlen ab 2000 zunächst rückläufig entwickelt haben. Doch in den darauf folgenden Jahren konnte auch Münster/Osnabrück wieder eine Zunahme der Fluggastzahlen aufweisen, wie deren Wachstum im Jahr 2007 belegt.

Der Münster/Osnabrück International Airport befindet sich außerhalb der Stadt Greven im Kreis Steinfurt 25 Kilometer nördlich von Münster und 27 Kilometer südwestlich von Osnabrück. Der Flughafen selbst definiert sein Fluggastpotenzial über den engeren und den erweiterten Einzugsbereich. Im engeren Einzugsbereich, von dem aus der Flughafen mit dem PKW in weniger als 60 Minuten erreichbar ist, leben ca. fünf Millionen, im erweiterten Einzugsbereich, der zwischen 60 und 90 Minuten PKW-Anfahrt vom Flughafen entfernt liegt, ungefähr sieben Millionen Menschen.

Aufgrund der starken Überschneidung beider Einzugsgebiete konkurriert Münster/Osnabrück insbesondere mit dem Flughafen Dortmund (s. Beitrag Ellerbrock), der vor allem im Low-Cost-Flugverkehr hohe Passagierzahlen aufweist. Die beiden Flughäfen liegen nur ca. 80 km voneinander entfernt. Ebenso steht der Airport in Konkurrenz zu Hannover (ca. 160 km Entfernung), Düsseldorf (130 km), Köln/Bonn (170 km) und Amsterdam (190 km). Außer Amsterdam befinden sich somit alle Konkurrenzflughäfen im erweiterten Einzugsbereich des Flughafens Münster/Osnabrück, was für die hohe Flughafendichte in dieser Region spricht.
Abb. 2: Direktflugverbindungen des Flughafens Münster/Osnabrück im Sommer 2008 (Entwurf: S. Gerkensmeyer, Quelle: FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH)

Wegen der rasanten Zunahme der Passagierzahlen in den 1990er Jahren wurde der Flughafen in den Jahren 1995 und 2001 um jeweils ein neues Terminalgebäude erweitert, wodurch die jährliche Passagierkapazität auf 2,5 bis 3 Millionen Fluggäste stieg. Die Start- und Landebahn weist derzeit eine Länge von 2.170 m auf, wird jedoch in naher Zukunft nach langen Verhandlungen in einem ersten Ausbauschritt auf 3.000 m und im weiteren Verlauf auf 3.600 m verlängert, um auch Interkontinental- und Frachtflüge durchführen zu können. Neben diesem Vorhaben sind im Umfeld des Airports weitere Ausbaumaßnahmen geplant. Zum einen wird in direkter Nachbarschaft des Terminalgebäudes ein Flughafenhotel für Fluggäste sowie für Konferenzen und Tagungen entstehen. Zum anderen wird auf Initiative des Kreises Steinfurt an der Bundesautobahn A1 eine eigene Ausfahrt mit direktem Zubringer zum Flughafen geschaffen, die die Anfahrtszeit erheblich verkürzen soll. Des Weiteren wird unter der Federführung der Stadt Greven der so genannte Airport-Park errichtet, der auf einer 120 Hektar großen Fläche hochwertige Dienstleistungs- und Technik-Unternehmen beheimaten soll, die die strategische Nähe zum Flughafen nutzen. Somit ist der Flughafen Münster/Osnabrück nicht nur durch seine ca. 1.500 Arbeitsplätze ein Wirtschaftsmotor für das nördliche Westfalen, sondern auch durch seine stetigen Erweiterungs- und Ausbaupläne ein Garant für die Zukunft.

Im Gegensatz zu den Flughäfen Köln/Bonn und Dortmund, die sich sehr stark auf den Low-Cost-Verkehr konzentrieren, ist eine solche Entwicklung in Münster/Osnabrück nicht festzustellen. Neben dieser Form des Luftverkehrs tauchen in höherem Maße Linien- sowie Charterverbindungen im Flugplan auf, wobei der Schwerpunkt traditionellerweise eher bei den Urlaubsflügen liegt (s. Beitrag Gerkensmeyer). Einen Überblick über das aktuelle Streckennetz des Sommerflugplans 2008 gibt Abb. 2.

Abb. 3: Direktflugverbindungen des Flughafens Münster/Osnabrück im Sommer 1996 (Entwurf: S. Gerkensmeyer, Quelle: FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH)

Bei den Flügen nach Frankfurt und München handelt es sich um klassische Lufthansa-Linienflüge zu den Drehkreuzen der Airline. Auch die Strecken nach Berlin-Tegel, Stuttgart und zum Air France-Drehkreuz Paris werden als Linienflüge von verschiedenen Airlines durchgeführt. Auf diesen Strecken verkehren größtenteils Geschäftsreisende, und entsprechend dem Passagieraufkommen werden von den Fluggesellschaften kleinere Regionalflugzeuge eingesetzt. Mit der TUIfly ist in Münster/Osnabrück auch ein klassischer Low-Cost-Carrier vertreten, der den Flughafen Venedig ansteuert. Auch die Air Berlin, größte Fluggesellschaft am Münster/Osnabrück International Airport, ist mit Flügen nach Rom, Wien und London-Stansted in diesem Bereich vertreten. Urlaubsziele wie z. B. Kreta (Heraklion), Gran Canaria oder Antalya, die mehrheitlich im Pauschalreiseverkehr angeboten werden, stehen ebenfalls im Flugplan der Airline. Weitere kleinere und größere Fluggesellschaften bieten vornehmlich in der Sommersaison Charterflüge in die Mittelmeerregion an. Zu diesen gehören beispielsweise Sky Airlines, Sun Express oder die bulgarische Air Via. Eine spezielle Rolle nehmen die Flüge der Fluggesellschaft Bluewings ein, die ab Münster/Osnabrück türkischstämmige Immigranten zu Zielen wie Ankara, Adana oder Istanbul befördert.

Bei einem Vergleich des heutigen Streckennetzes mit den Zielorten, die Mitte der 1990er Jahre angeflogen wurden, wird die enorme Entwicklung des Flughafens gerade im Charter-, aber auch im Low-Cost-Verkehr deutlich (vgl. Abbn. 2 und 3). Das Streckennetz wurde um diverse Zielorte im südlichen Europa und in Nordafrika erweitert, wie z. B. Hurgahda, Varna, Malaga oder Rom. Andere Destinationen, vornehmlich aus dem Linienflugverkehr, tauchen heute allerdings nicht mehr im Flugplan auf. So bestehen beispielsweise keine direkten Linienflüge mehr nach London-Gatwick, Leipzig oder Dresden. Daran lässt sich deutlich die Tendenz der Linienfluggesellschaften erkennen, ihre Strecken zu bündeln und über die Drehkreuze zu führen.

Insgesamt weist Münster/Osnabrück für einen Flughafen seiner Größenordnung äußerst vielseitige Destinationen auf, die durch diverse Umsteigemöglichkeiten ergänzt werden. Nicht zuletzt aufgrund der geplanten Ausbauprojekte ist eine weiterhin dynamische Entwicklung des Luftverkehrsangebots zu erwarten.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2007, Aktualisierung 2009