Flughafen Münster/Osnabrück: Bedeutung und Entwicklung des Luftverkehrsangebots
Ab Mitte der 1990er Jahre erfuhr der Flughafen ein außerordentliches Wachstum an Passagierzahlen von ca. 100% zwischen 1994 und 2000 und war damit der am schnellsten wachsende Flughafen Deutschlands. Diese enormen Steigerungsraten wurden wie in der gesamten Luftverkehrsbranche durch die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 gebremst, so dass sich die Passagierzahlen ab 2000 zunächst rückläufig entwickelt haben. Doch in den darauf folgenden Jahren konnte auch Münster/Osnabrück wieder eine Zunahme der Fluggastzahlen aufweisen, wie deren Wachstum im Jahr 2007 belegt.
Der Münster/Osnabrück International Airport befindet sich außerhalb der Stadt Greven im Kreis Steinfurt 25 Kilometer nördlich von Münster und 27 Kilometer südwestlich von Osnabrück. Der Flughafen selbst definiert sein Fluggastpotenzial über den engeren und den erweiterten Einzugsbereich. Im engeren Einzugsbereich, von dem aus der Flughafen mit dem PKW in weniger als 60 Minuten erreichbar ist, leben ca. fünf Millionen, im erweiterten Einzugsbereich, der zwischen 60 und 90 Minuten PKW-Anfahrt vom Flughafen entfernt liegt, ungefähr sieben Millionen Menschen.
Aufgrund der starken Überschneidung beider Einzugsgebiete konkurriert Münster/Osnabrück insbesondere mit dem Flughafen Dortmund (s. Beitrag Ellerbrock), der vor allem im Low-Cost-Flugverkehr hohe Passagierzahlen aufweist. Die beiden Flughäfen liegen nur ca. 80 km voneinander entfernt. Ebenso steht der Airport in Konkurrenz zu Hannover (ca. 160 km Entfernung), Düsseldorf (130 km), Köln/Bonn (170 km) und Amsterdam (190 km). Außer Amsterdam befinden sich somit alle Konkurrenzflughäfen im erweiterten Einzugsbereich des Flughafens Münster/Osnabrück, was für die hohe Flughafendichte in dieser Region spricht.
Im Gegensatz zu den Flughäfen Köln/Bonn und Dortmund, die sich sehr stark auf den Low-Cost-Verkehr konzentrieren, ist eine solche Entwicklung in Münster/Osnabrück nicht festzustellen. Neben dieser Form des Luftverkehrs tauchen in höherem Maße Linien- sowie Charterverbindungen im Flugplan auf, wobei der Schwerpunkt traditionellerweise eher bei den Urlaubsflügen liegt (s. Beitrag Gerkensmeyer). Einen Überblick über das aktuelle Streckennetz des Sommerflugplans 2008 gibt Abb. 2.
Bei den Flügen nach Frankfurt und München handelt es sich um klassische Lufthansa-Linienflüge zu den Drehkreuzen der Airline. Auch die Strecken nach Berlin-Tegel, Stuttgart und zum Air France-Drehkreuz Paris werden als Linienflüge von verschiedenen Airlines durchgeführt. Auf diesen Strecken verkehren größtenteils Geschäftsreisende, und entsprechend dem Passagieraufkommen werden von den Fluggesellschaften kleinere Regionalflugzeuge eingesetzt. Mit der TUIfly ist in Münster/Osnabrück auch ein klassischer Low-Cost-Carrier vertreten, der den Flughafen Venedig ansteuert. Auch die Air Berlin, größte Fluggesellschaft am Münster/Osnabrück International Airport, ist mit Flügen nach Rom, Wien und London-Stansted in diesem Bereich vertreten. Urlaubsziele wie z. B. Kreta (Heraklion), Gran Canaria oder Antalya, die mehrheitlich im Pauschalreiseverkehr angeboten werden, stehen ebenfalls im Flugplan der Airline. Weitere kleinere und größere Fluggesellschaften bieten vornehmlich in der Sommersaison Charterflüge in die Mittelmeerregion an. Zu diesen gehören beispielsweise Sky Airlines, Sun Express oder die bulgarische Air Via. Eine spezielle Rolle nehmen die Flüge der Fluggesellschaft Bluewings ein, die ab Münster/Osnabrück türkischstämmige Immigranten zu Zielen wie Ankara, Adana oder Istanbul befördert.
Bei einem Vergleich des heutigen Streckennetzes mit den Zielorten, die Mitte der 1990er Jahre angeflogen wurden, wird die enorme Entwicklung des Flughafens gerade im Charter-, aber auch im Low-Cost-Verkehr deutlich (vgl. Abbn. 2 und 3). Das Streckennetz wurde um diverse Zielorte im südlichen Europa und in Nordafrika erweitert, wie z. B. Hurgahda, Varna, Malaga oder Rom. Andere Destinationen, vornehmlich aus dem Linienflugverkehr, tauchen heute allerdings nicht mehr im Flugplan auf. So bestehen beispielsweise keine direkten Linienflüge mehr nach London-Gatwick, Leipzig oder Dresden. Daran lässt sich deutlich die Tendenz der Linienfluggesellschaften erkennen, ihre Strecken zu bündeln und über die Drehkreuze zu führen.
Insgesamt weist Münster/Osnabrück für einen Flughafen seiner Größenordnung äußerst vielseitige Destinationen auf, die durch diverse Umsteigemöglichkeiten ergänzt werden. Nicht zuletzt aufgrund der geplanten Ausbauprojekte ist eine weiterhin dynamische Entwicklung des Luftverkehrsangebots zu erwarten.
Weiterführende Literatur/Quellen
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• | FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH (Hg.) (2006): The Sky is the limit. Airport partnership. o. O. (Imagebroschüre) | |
• | FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH (Hg.) (2007): Business opportunities. Your partner for aviation. o. O. (Imagebroschüre) | |
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Heineberg, H., C. Averbeck und C. Sorge (1997): Charterfluggastbefragung am Flughafen Münster/Osnabrück 1996 - Akzeptanz, Einzugsbereich und Bewertung. Münster |
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• | Mayr, A. und F. Buchenberger (1995): Der Flughafen Münster/Osnabrück - Akzeptanz, Einzugsbereich, Bewertung. Münster (= Berichte des Arbeitsgebietes Stadt- und Regionalentwicklung, Nr. 8) | |
• | Ministerium für Verkehr, Energie und Landesplanung NRW (MVEL) (Hg.) (2003): Destination November Romeo Whisky - Luftverkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen. Potentiale internationaler Mobilität. Düsseldorf | |
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Thiesing, S., S. Ahrens und H. Heineberg (1999): Ferien-Fluggastbefragung am Flughafen Münster/Osnabrück 1998 - Reiseverhalten im Touristik-Flugverkehr, Einzugsbereich, Akzeptanz und Bewertung in der Hauptreisezeit. Münster |
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www.airportparkfmo.de |
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www.fmo.de |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Verkehr/Flugplaetze |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Verkehr/FlughafenDO |
Erstveröffentlichung 2007, Aktualisierung 2009