Funktionale Aspekte der Wochenmärkte in Westfalen
Bedeutung und Herausforderungen
Wochenmarkt und Innenstadt
Mit der Ausweitung großflächiger Betriebsformen, der Filialisierung und der Standardisierung wächst der Einzelhandel auf der "Grünen Wiese", und die Innenstädte stehen unter erhöhtem Konkurrenzdruck gegenüber den nicht integrierten Lagen. Folgen dieser Entwicklungen sind die Verödung von Einkaufsstraßen und ein hohes Maß an Leerständen in den Innenstädten, so dass die Revitalisierung des Standortes Innenstadt an Bedeutung gewann. Die Stärkung des Markthandels in innerstädtischen Lagen gehört als Handlungsfeld dazu, um eine Rückbesinnung auf die Kernfunktionen der Innenstadt zu erreichen. Die Besonderheit der Innenstadt liegt in ihrer Multifunktionalität durch die Verknüpfung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Handel und Dienstleistung sowie Freizeit und Erholung. Dem Handel kommt in diesem Funktions-Mix eine besondere Bedeutung zu, zumal er in der historischen Entwicklung wesentlich zur Gründung und Blüte vieler Städte beigetragen hat. So bildet der "Marktplatz" auch im Regelfall den Mittelpunkt des Stadtzentrums. Die 2008 durchgeführte empirische Erhebung zu Wochenmärkten in Mittelstädten Westfalens (s. Beitrag Kusch) bestätigt dies, denn ein großer Anteil von Wochenmärkten findet auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen statt. Ein funktionierender Markthandel führt im Allgemeinen zur Stärkung der Zentrumsfunktion: Wochenmärkte sorgen für die Erhöhung der gestalterischen Attraktivität des Stadtbildes, erfüllen eine wichtige Funktion für die Nahversorgung innerstädtischer Wohnstandorte und schaffen regionaltypische Eigenheiten. Wichtig ist auch das Zusammenspiel von Wochenmärkten und stationärem Einzelhandel, denn die Wochenmärkte dienen diesem als Kundenmagnet und Frequenzbringer, sorgen für einen Marketingeffekt, ergänzen die angebotenen Sortimente und binden die Kaufkraft an den Standort Innenstadt.
Organisationsformen von Wochenmärkten
Wochenmarkt als Marketingstrategie
Insgesamt ist die Tendenz zu erkennen, dass der Erlebniseinkauf auch bei Wochenmarktbesuchern eine steigende Bedeutung hat. So wünschen sich beispielsweise 43,4% der Besucher und 70% der Beschicker des Wochenmarktes am Domplatz in Münster ein Begleitprogramm des Wochenmarktes (vgl. Schnell/Linden 2007). Vorschläge für ein solches Begleitprogramm sind spezielle Themenmärkte, Angebote für Kinder oder ein Probiertag. Das Problem besteht allerdings darin, dass nur noch ein Drittel der befragten Beschicker dazu bereit wäre, ein Begleitprogramm auch finanziell mitzutragen.
Themenbezogene Märkte
Ausblick
Die Funktionen von Wochenmärkten gestalten sich äußerst vielfältig: Im historischen Kontext tragen sie erheblich zur Erhaltung von Traditionen bei, in der Gegenwart bieten sie in ihrer sozialen Funktion den Menschen sowohl Anlass als auch Ort des Zusammentreffens und sorgen für die Unterhaltung der Besucher. Bei näherer Betrachtung zählen auch die Belebung des stationären Einzelhandels und der Gastronomie sowie eine gesamte Attraktivitätssteigerung der Stadt(teil)zentren zu einer wesentlichen Funktion der Wochenmärkte.
In vielen Bereichen liegt bei der Veranstaltung von Wochenmärkten, trotz der langen Tradition, dennoch Entwicklungspotenzial, insbesondere in den Bereichen Marketing und Kooperation. Die Bedeutung und Wertschätzung wird durch den Stiftungspreis 2008 "Europas schönster Wochenmarkt" der Stiftung "Lebendige Stadt" deutlich gemacht. Prämiert werden hierbei Wochenmarktkonzepte und Vorhaben mit besonderer Angebotsvielfalt, Qualität und Warenpräsentation, die einen ausgeprägten Vorbildcharakter haben.
Weiterführende Literatur/Quellen
• | Büttner, M. (1986): Wochenmärkte in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklungen seit 1951 sowie Struktur- und Funktionsanalyse ausgewählter Beispiele. Kassel | |
• | Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft (Hg.) (2003): Attraktive Wochenmärkte als Wirtschaftsfaktor und Faktor für die Vitalisierung der Innenstädte und Stadtteilzentren. Berlin | |
• | Kraus, A. (2002): Innerstädtische Wochenmärkte – Bedeutung und Attraktivität am Beispiel des Donaumarktes in Regensburg. Berlin (www.dssw.de/2002-wm-regensburg.html, abgerufen am 17.06.2008) | |
• | Kusch, A.-K. (2008): Umfrage zu Wochenmärkten in Mittelstädten Westfalens im Juni 2008 (unveröffentlicht) | |
• | Rieger-Genennig, K. und M. Behling (1999): Der Markthandel in ostdeutschen Innenstädten. Berlin (www.dssw.de/1999-markthandel.html, abgerufen am 17.06.2008) | |
• | Schnell, P. und B. Linden (2007): Tages- und kurzzeittouristische Untersuchungen in der Hellweg-Region, dem nördlichen Münsterland und in der Stadt Münster. Münster (= Westfälische Geographische Studien, Band 56) | |
• | www.ihk-nordwestfalen.de/handel/Erfolgreiche_Wochenmaerkte.php (abgerufen am 17.06.2008) | |
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www.lebendige-stadt.de/de/stiftungspreis/stiftungspreis_2008.htm (abgerufen am 17.08.2008) |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Siedlung/Cittaslow |
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www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Einzelhandel |
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• |
www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Wirtschaft/Wochenmarkt_Struktur |
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• | www.marktgilde.de (abgerufen am 17.06.2008) |
Erstveröffentlichung 2009