Die Landesinitiative StadtBauKultur NRW

01.01.2007 Ulrike Rose

Inhalt

Die auf zehn Jahre angelegte Landesinitiative StadtBauKultur NRW wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen durch eine Kampagne für gutes Planen und Bauen intensiv zu unterstützen. Insbesondere in Zeiten demografischen Wandels spielt die Attraktivität der Städte und Gemeinden eine große Rolle, um die Menschen in den Städten zu halten.

Aufbauend auf den Erfolgen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park (s. Beitrag Wehling) widmet sich die Initiative insbesondere drei Schwerpunkten:
- der Gestaltqualität unser Städte,
- dem Öffentlichen Raum,
- dem Umgang mit dem baulichen Erbe.
Abb. 1: Europäisches Haus der Stadtkultur (Foto: R. Lautwein)
Die Folgen der baukulturellen Unkultur der vergangenen Jahre werden inzwischen überall sichtbar: Vereinsamte Stadtzentren, beliebige Einfamilienhaussiedlungen an den Stadt- und Gemeinderändern mit hohen Infrastrukturkosten, ohne Berücksichtigung des Städtebaus noch regionaler Besonderheiten, Stadtteil trennende Verkehrsadern mit der dazu gehörenden Lärmbelästigung, Gewerbezentren ohne jeglichen Gestaltungsanspruch, etc.

Die Initiative StadtBauKultur NRW will mit ihren Aktionen ein Bewusstsein für die gebaute Umwelt schaffen und die Menschen für ihr Umfeld sensibilisieren und zwar mit der Zielsetzung, die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen lebens- und liebenswert zu gestalten.

Konkret fanden in den ersten fünf Jahren der Initiative über 70 Projekte in Nordrhein-Westfalen statt: Diskussionen, Workshops, Ausstellungen und Wettbewerbe gemeinsam mit den zahlreichen Partnern der Initiative, allen voran die Architektenkammer und die Ingenieurkammer Bau Nordrhein-Westfalens. Aber auch die Hochschulen der Region haben intensiv Projekte beigesteuert, bspw. der Lehrstuhl für Raumplanung an der Universität Dortmund wie auch die Fakultät für Städtebau an der RWTH Aachen.
Abb. 2: Ausstellung DESIGNCITY im stadtbauraum, 2006 (Foto: E. Schumacher)
Um die zahlreichen Projekte zu koordinieren, wurde 2002 das Europäische Haus der Stadtkultur in der Stadt Gelsenkirchen gegründet (Abb. 1), welches seitdem Plattform als auch Motor der Initiative ist. Als offener Diskussionsort für alle Debatten über die Stadt dient der stadtbauraum in der Gelsenkirchener Feldmark (Abb. 2), die ehemalige Maschinenhalle des Schachts Oberschuir und der 1996 im Rahmen der IBA Emscher Park gebaute moderne Glaskubus. Auf der Internetseite www.stadtbaukultur.nrw.de werden alle diese Aktivitäten gebündelt und ein wöchentlich aktualisierter, bundesweiter Veranstaltungskalender veröffentlicht.

Ausgewählte Projekte mit Schwerpunkt in Westfalen

Das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen will mit dem Modellvorhaben "Stadt macht Platz - NRW macht Plätze" (Abb. 3) Anstöße für einen innovativen Umgang sowie eine qualitätsorientierte Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums geben. Am Beispiel ausgewählter Projekte werden neue Stadt- und Platzkultur umgesetzt, zeitgemäße Nutzungsformen beispielhaft realisiert und innovative Wege der Planung erprobt. An den drei vergangenen Landeswettbewerben haben sich zahlreiche Städte aus Westfalen beteiligt.

Abb. 3: Publikation "Stadt macht Platz", 2004/05 (Quelle: Europäisches Haus der Stadtkultur)
► Coesfeld-Lette: Parkhäuser sind mehr als eine funktionale Hülle für den Individualverkehr und werden doch häufig ohne jeden ästhetischen Anspruch in unseren Städten und Landschaften platziert. Das ist dann besonders augenfällig, wenn sie von qualitativ hochwertiger Architektur umgeben werden. Die Firma Ernsting’s family war sich der Bedeutung ihres baulichen Ensembles in Coesfeld-Lette bewusst und hat sich dafür entschieden, für ihr neues Parkhaus einen Wettbewerb unter Absolventen der Architektur auszuloben. Damit wurde gleichzeitig eine gute Grundlage für den Neubau geschaffen und Nachwuchsförderung betrieben. Der Preisträgerentwurf dieses herausragenden Prozesses wurde in 2006 errichtet, der Wettbewerb in der Blauen Reihe StadtBauKultur NRW Hauspark - Parkplatz, Parkideen im 21. Jh. dokumentiert.

► Lemgo: Das architektonische und städtebauliche Bild unserer Städte und Regionen ist - trotz zunehmender ökonomischer und kultureller Globalisierung - noch immer das herausragende Unterscheidungskriterium und sichert ihnen Identität und Unverwechselbarkeit. Die Pflege und Weiterentwicklung des Bestands und vor allem des baukulturellen Erbes wird angesichts der sozioökonomischen und demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft künftig eine noch wichtigere Rolle in der Stadtpolitik spielen. Vor diesem Hintergrund haben die Partner der Landesinitiative StadtBauKultur NRW unter Federführung der Landschaftsverbände die Veranstaltungsreihe DenkMalStadt! initiiert, um die Bedeutung des Themas einer breiteren Öffentlichkeit bewusst zu machen.

In verschiedenen Städten aus allen Regionen des Landes wurden zwischen März 2005 und Frühjahr 2006 Diskussionsabende zu einem wichtigen Aspekt dieses Themenkomplexes veranstaltet. Im April 2005 fand ein lebhafter Austausch im Lichtforum Lemgo zwischen der Stadt Lemgo und der Stadt Stendal statt, der sich mit der Frage des Weiterbauens unter Berücksichtigung des historischen Erbes beschäftigten und den Lemgoer Weg für eine zeitgemäße Entwicklung ihrer historischen Altstadt vorstellte.
Abb. 4: Publikation "Gartenkunst in Nordrhein-Westfalen", 2005 (Quelle: Europäisches Haus der Stadtkultur)

► Ostwestfalen-Lippe: Die Publikation im Rahmen der "Blauen Reihe" "Gartenkunst in Nordrhein-Westfalen" (Abb. 4) richtet den Blick auf die vergessenen Gärten und Kulturlandschaften der Region und stellte die für Westfalen bedeutende Gartenlandschaft Ostwestfalen-Lippe vor. Die Publikation ist, wie alle weiteren im Europäischen Haus der Stadtkultur erschienenen Veröffentlichungen, kostenlos über die Internetseite www.stadtbaukultur.nrw.de/Publikationen zu beziehen.

► Münster: Mit dem Landeswettbewerb Wohnbau 2006 "Junges Wohnen für das Leben im Alter" des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen sollen Bebauungskonzepte zum Wohnen im Alter auf innerstädtischen Brachflächen in gemischt strukturierten Quartieren öffentlichkeitswirksam entwickelt werden. Mit ihm werden die neuesten Entwicklungen im Wohnungsbau zum demografischen Wandel aufgegriffen und architektonisch hochwertige Lösungen für eine Brache im Münsteraner Kreuzviertel erarbeitet und im Dezember 2006 juriert. Das Ergebnis soll zeitnah von einem Investor umgesetzt werden.

► Ruhrgebiet: Die städtebauliche Dimension des Ruhrgebiets wird eine maßgebliche Rolle im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 spielen. Mit dem Ruhrgebiet hat zum ersten Mal eine Stadtregion den Titel der Kulturhauptstadt erhalten. So werden der Wandel und die Gestaltbarkeit regionaler Stadtlandschaften ein wichtiges Thema sein, aber auch die Verknüpfung und das Erlebbarmachen von Raum und Programm. Dazu finden in der Region zahlreiche Gespräche auf allen Ebenen statt. Im Rahmen der Initiative StadtBauKultur NRW werden baukulturelle Projekte der Region im Europäischen Haus der Stadtkultur vorangetrieben.

Ausblick

In der nun angelaufen zweiten Hälfte ihrer Dauer wird der Schwerpunkt der Initiative StadtBauKultur NRW insbesondere auf die Einbeziehung der Öffentlichkeit gelegt.

Zum einen sind Publikationen für die Bewohner unserer Städte geplant, die vermitteln, was konkret unter einer gut gebauten Umwelt verstanden wird und wie jeder Einzelne beim (Um-)Bau seines eigenen Heims dazu beitragen kann. Denn in gut gebauten Häusern wird besser gearbeitet und gelebt, in gut gebauten Schulen besser gelernt und in gut gebauten Krankenhäusern ist eine schnellere Gesundung zu verzeichnen.

Dabei ist die Initiative flexibel angelegt. Weitere Partner werden angesprochen, um den Diskurs über die Baukultur lebendig zu halten.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2007