Klima und Klimaveränderung in (Nordrhein-)Westfalen – Niederschläge

15.05.2025 Horst Pohlmann

Kategorie: Naturraum

Schlagworte: Westfalen · Klima/Klimawandel

Inhalt

Niederschläge sind neben der Temperatur (s. Beitrag Pohlmann) eine weitere wichtige Komponente zur Klimabildung. In der Meteorologie versteht man unter Niederschlag die Ausscheidung von Wasser aus der Atmosphäre, das in flüssigem und / oder festem Aggregatzustand den Erdboden erreicht.

Einflussfaktoren

Die durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmengen stehen in unmittelbarer Abhängigkeit zur Höhenlage und damit zur dort abnehmenden Lufttemperatur. Mit zunehmender Höhe können die Luftmassen weniger Wasserdampf aufnehmen. Infolgedessen kommt es eher zur Wolkenbildung und zur anschließenden Kondensation. Deutliche Unterschiede bezüglich der Niederschlagsmengen werden neben den Höhenlagen durch Luv- und Leeseiten der Gebirge verursacht, die in Westfalen bei vorherrschenden West- und Südwest-Strömungen Niederschlagsdifferenzen besonders in Bereichen des Süderberglandes bewirken (LANUV NRW 2025a, S. 15 f.).

Niederschlagsarten

Zu den Niederschlagsarten zählen u.a. Regen, Eisregen, Schnee, Eisnadeln, Polarschnee, Eiskörner, Reifgraupel und Hagel (DWD 2025). Die Niederschlagsarten werden in drei Typen untergliedert, deren Wolkenbildung auf unterschiedlichen Hebungsvorgängen der Luft beruht:

  1. Konvektive Niederschläge entstehen durch aufsteigende Luft in kältere Höhen und bilden kurze (z.T. heftige) Schauer oder Ge­witter.
  2. Bei advektiven Niederschlägen (Aufgleitniederschläge) treffen warme Luftmassen in einer horizontalen Strömung auf kühlere Luftschichten, was zu mehrstündigem Dauerregen führen kann.
  3. Die orographischen Niederschläge (Steigungsregen) entstehen, wenn Gebirge oder Berge das Aufsteigen von warmen, feuchten Luftmassen verursachen und das Abkühlen zunächst zur Wolkenbildung und in der Höhe schließlich zu Niederschlägen führt (ebd.).
Abb. 1: Jährliche Niederschläge in NRW in Klimanormalperioden (Quelle: LANUV NRW 2025b)

Niederschlagsentwicklung in NRW nach Klimanormalperioden (Jahresmittelwerte)

Die durchschnittlichen Jahresniederschläge können über einen Zeitraum von 30 Jahren in sog. Klimanormalperioden zum Ausdruck gebracht werden (Abb. 1). Bedingt durch den Beginn der Messungen im Jahr 1881 bezieht sich der Mittelwert der frühesten zur Verfügung stehenden Klimanormalperiode auf den Zeitraum von 1881 bis 1910. Mit 807 mm Niederschlag wurde in dieser Zeit der für Nordrhein-Westfalen bislang niedrigste Wert ermittelt. Nach einem kontinuierlichen Anstieg bis auf 919 mm (1981–2010) ging in der jüngsten Klimanormalperiode von 1991 bis 2020 der Niederschlags-Mittelwert wieder zurück (auf 869 mm) (LANUV NRW 2025b).

Abb. 2: Niederschläge in NRW in Einzeljahren (Quelle: LANUV NRW 2025b)

Niederschlagsentwicklung in NRW nach Einzeljahren (Jahresmittelwerte)

Die Abbildung 2 mit den Jahresniederschlägen seit dem Jahr 1881 zeigt, dass es in allen mehrjährigen Messperioden große Differenzen zwischen besonders trockenen und nassen Jahren gegeben hat. Auffallend ist eine Steigerung der Jahresniederschläge ab Mitte der 1940er Jahre bis hin zum Jahr 1966, in dem der bis dahin höchste Wert gemessen wurde (1.139 mm). Gleichzeitig fiel in diese Phase mit dem Jahr 1959 (502 mm Niederschlag) aber auch das bislang trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn.

Abb. 3: Jährliche Niederschläge in Klimanormalperioden sowie Niederschläge 2023 in Westfalen (Quelle: LANUV NRW 2025b)

Niederschläge an ausgewählten Orten in Westfalen

Die höchsten durchschnittlichen Jahresniederschläge seit dem Aufzeichnungsbeginn 1881 waren in Westfalen im Jahr 2023 zu verzeichnen. Hier wurden auf dem Berg "Nordhelle" mit 2.250 mm die höchsten Werte gemessen. Es folgten der "Velmerstot", die "Lipper Höhe" und der "Kahle Asten" (Abb. 3) (LANUV NRW 2025b). Die Reihenfolge entspricht nicht den jeweiligen Höhenlagen, sie steht aber für die Ausrichtung der Gebirgslagen im Luv zum überwiegend vorherrschenden Wettergeschehen. Die geringsten Niederschläge in Westfalen gingen 2023 mit 955 mm im Lee des Sauerlandes und des Eggegebirges nieder (im Raum Warburg) (Abb. 3). Die langjährigen durchschnittlichen Niederschlagssummen von der ältesten bis zur jüngsten Klimanormalperiode nahmen an allen hier ausgewählten Orten zu. Signifikante Steigerungen von über 10% gab es dabei besonders in Südwestfalen und in Tecklenburg (Abb. 3) (ebd.).

Abb. 4: Durchschnittliche jährliche Starkniederschlagstage in Klimanormalperioden in Westfalen (li.) und Abb. 5: Durchschnittliche jährliche Schneedeckentage in Klima­normalperioden in Westfalen (Quelle: LANUV NRW 2025b)

Starkregen- und Schneetage

In den Abbildungen 4 und 5 werden die Anzahl der Tage mit erhöhten Niederschlägen (Nmax > 20 mm) und die Schneedeckentage (ab 1 cm) an den ausgewählten Orten dargestellt. Im Vergleich der beiden zurückliegenden Klimanormalperioden sind in Westfalen keine wesentlichen Zunahmen der Starkregentage erkennbar (Abb. 4). Wirklich problematische Stark­regenereignisse mit hohen Niederschlagswerten in nur wenigen Stunden bleiben hier allerdings aufgrund der nicht ausreichenden Datenlage unberücksichtigt. Die durchschnittlichen Schneedeckentage (Abb. 5) sind weniger durch die Niederschlagsmengen als durch die Temperaturen bestimmt. Aufgrund der allgemeinen Erwärmung sind sie an allen Orten rückläufig.

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Weiterführende Literatur/Quellen

  • DWD Deutscher Wetterdienst (Hg.) (2025): Wetterlexikon – Niederschlag.
    (https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/begriffe/N/Niederschlag.htm, abgerufen am 12.05.2025)

  • LANUV NRW Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2025a): Klima und Klimawandel in NRW. Daten und Hintergründe. LANUV-Fachbericht 27.
    (https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/3_fachberichte/30027.pdf, abgerufen 02/2025)

  • LANUV NRW Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hg.) (2025b): Klimaatlas Nordrhein-Westfalen, nach Daten des Deutschen Wetterdienstes DWD.
    (https://www.klimaatlas.nrw.de/klima-nrw-pluskarte, abgerufen 02/2025)

Erstveröffentlichung 2025

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