Profifußball in Westfalen
Der Fußball ist in seiner über 150-jährigen Entwicklung zu einem globalen Phänomen avanciert, das aber gleichzeitig in den lokalen bzw. regionalen gesellschaftlichen Strukturen verankert ist. Der sportliche Erfolg erhöht die überregionale Bekanntheit einer Stadt und trägt somit maßgeblich zu ihrem Image bei (Hamm et al. 2016). Gleichzeitig entstehen ggf. hohe Kosten durch Sicherheitsmaßnahmen bei einzelnen Spielen sowie regelmäßige Verkehrsbelastungen. Der Stellenwert, den ein Sportverein für eine Stadt einnimmt, hängt sowohl von ihrer Größe als auch von anderen die Stadt bzw. Region prägenden Einflüssen ab: So wird z.B. das Image von Gelsenkirchen deutlich stärker durch einen Fußballverein geprägt, als das bei einer Stadt wie Köln der Fall ist, wo Kölner Dom und der Karneval zusätzliche Säulen der Stadtidentität sind.
Ein Fußballverein, der als Unternehmen seine Dienstleistungen im Bereich "Freizeitgestaltung" regional bzw. überregional anbietet, kann für eine Stadt bzw. Region auf unterschiedliche Weise direkte oder indirekte wirtschaftliche Effekte auslösen. Neben der Beschäftigung von Mitarbeitenden kann sich auch die Betätigung von Investitionen in Sachkapital durch Stadionneubau bzw. -ausbau, der Verkauf von Fanartikeln und die Stadiongastronomie regional positiv auf die Beschäftigungs- und Einkommensverhältnisse auswirken.
Lokale Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe profitieren zudem von den zahlreichen Gästefans, die in die Stadt strömen, um ihre Mannschaft in der Ferne zu unterstützen.
Abgesehen von wirtschaftlichen Faktoren ergeben sich durch einen Profiverein auch nicht-monetäre Vorteile für die Stadt: Fußballvereine sind in hohem Maße identitätsstiftend und schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft und lokaler Verbundenheit. Die Identifikation mit "ihrem" Verein bringt darüber hinaus Menschen unabhängig von Herkunft und sozialen Schichten zusammen (EGLV 2022).
Westfälische Vereine in den Profiligen in der Saison 2024/25
Insgesamt nahmen in der Spielsaison 2024/25 acht Mannschaften aus Westfalen am Spielbetrieb in den oberen drei Spielklassen teil (Abb. 1). Während die westfälischen Ruhrgebietsvereine BV Borussia 09 Dortmund und VfL Bochum 1848 in der 1. Bundesliga spielten, beteiligten sich der FC Schalke 04, der SC Paderborn 07 sowie der SC Preußen 06 Münster am Spielgeschehen der 2. Bundesliga. Zudem spielten der DSC Arminia Bielefeld, der SC Verl 1924 und die U23-Mannschaft von Borussia Dortmund (Borussia Dortmund II) in der 3. Liga.
Die mit Abstand beliebteste Sportart in Deutschland ist insbesondere ein Zuschauermagnet. Mehrere hunderttausend Fußballbegeisterte finden an jedem Spieltag den Weg in die Stadien und erfreuen sich an den Spielen des organisierten Ligabetriebs. Die meisten Stadionbesuche in der Saison 2024/25 gab es in der 1. Bundesliga. Insgesamt verfolgten hier 11.830.600 Menschen die Spiele live im Stadion, durchschnittlich also 38.690 pro Partie (transfermarkt.de 2025a). Diese Zahl liegt zwar deutlich unter dem Rekord von 13.808.953 aus der Saison 2011/12 (45.127 pro Spiel), die durchschnittliche Auslastung der Stadien erreichte mit 97,0% allerdings einen neuen Höchststand. Die gesunkenen absoluten Zahlen sind somit nicht etwa auf ein sinkendes Interesse zurückzuführen, sondern dadurch erklärbar, dass 2024/25 mehr Vereine mit kleineren Stadien in der 1. Bundesliga spielten, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.
Das meistbesuchte Stadion Deutschlands war erneut der "Signal Iduna Park" von Borussia Dortmund. Das Stadion war in der Saison 2024/25 bei jedem seiner Heimspiele bis auf den letzten der 81.365 Plätze besetzt und verzeichnete somit in der Summe 1.383.205 Zuschauerinnen und Zuschauer (ebd.). Mindestens genauso bemerkenswert ist die Auslastung von 98,8% der 62.271 Plätze in der "Veltins-Arena" in Gelsenkirchen (transfermarkt.de 2025b). Damit liegt der FC Schalke 04 deutschlandweit auf dem dritten Platz der Stadionbesuche – und das trotz einer eher mäßigen Saison in der 2. Liga (Platz 14). Diese Zahlen unterstreichen den hohen Stellenwert, den der Fußball speziell im Ruhrgebiet, aber auch in den anderen Teilen Westfalens hat.
In der 2. Bundesliga wurde in der Saison 2024/25 der Zuschauerrekord der Vorsaison (8.933.463) mit insgesamt 9.440.195 Besuchern (30.850 pro Partie) erneut übertroffen, die relative Auslastung lag im Durchschnitt bei 88,5% (ebd).
Die Zuschauerzahlen hängen i.d.R. stark von der Ligazugehörigkeit ab. Dies wird nicht nur hinsichtlich der durchschnittlichen Stadionauslastung der einzelnen Ligen deutlich, sondern auch daran, wie sich die Zuschauerzahlen ändern, wenn ein Verein auf- oder absteigt (Tabelle 1). Besonders gut ist diese Entwicklung am Beispiel des SC Paderborn sichtbar. Der Verein wechselte zwischen 2010 und 2025 insgesamt sechs Mal die Liga. In den beiden Spielzeiten im sog. Oberhaus war die "Home-Deluxe-Arena" mit durchschnittlich 99,1% und 96,2% fast ausverkauft, nach dem Abstieg in die 3. Liga wurden nur Auslastungen von 36,9% bzw. 55,2% erreicht.
Ein weiterer Faktor ist das Abschneiden eines Vereins innerhalb einer Liga. Die Chance auf den Aufstieg bzw. der Abstiegskampf locken mehr Menschen ins Stadion als eine Saison im Tabellenmittelfeld. Grund dafür ist nicht nur der Wunsch der Fans, den Verein in dieser sportlich relevanten Phase zu unterstützen, der unklare Saisonausgang als Spannungskomponente erhöht zudem die Attraktivität eines Stadionbesuchs (Budzinski/Feddersen 2015). In Tabelle 1 zeigt sich dies z.B. im Vergleich der letzten beiden Saisons von Arminia Bielefeld. Beim Wiederaufstieg in die 2. Liga im Jahr 2025 war die Stadionauslastung mit 77,9% fast zehn Prozentpunkte (2.651 Pers. pro Heimspiel) höher als in der Vorsaison (68,2%).
Generell zeichnet sich ein Trend zu immer besser besuchten Stadien ab. Vor allem nach dem kompletten Einbruch der Zuschauerzahlen im Zuge der COVID19-Pandemie kehrten die Fans zahlreicher denn je in die Stadien zurück. Bemerkenswert ist hierbei die Entwicklung des SC Verl. Während die ersten beiden Drittligasaisons der Vereinsgeschichte (2020/21 und 2021/22) noch rund 1.000 Fans pro Spiel verfolgten (Auslastung 19,4% bzw. 21,7%), stiegen die Zahlen daraufhin rasant an. In der Saison 2024/25 wurde ein neuer Zuschauerrekord von 2.789 Besuchern pro Spiel (Auslastung 54,1%) aufgestellt – eine Steigerung um mehr als das Doppelte (transfermarkt.de 2025c). Zu erwähnen ist dabei auch, dass in der Stadt Verl "nur" ca. 25.000 Menschen leben und das Zuschauerpotenzial vor Ort somit deutlich geringer ist als bei den anderen westfälischen Vertretern im Profifußball.
Kommerzialisierung der Vereine: Stadionnamen
Mit den steigenden Zuschauerzahlen steigt auch das wirtschaftliche Interesse am Fußball. Ein Prozess, der schon lange andauert und sich wohl auch in Zukunft fortsetzen wird. Die Kommerzialisierung spiegelt sich auch in den geänderten Stadionnamen wider. Zusätzlich zum "Signal Iduna Park" und "Vonovia Ruhrstadion" (VfL Bochum), zeigten 2024/25 u.a. die "Veltins-Arena" und die "Schüco-Arena" (Arminia Bielefeld), dass sich diese Entwicklung längst nicht mehr nur auf die 1. Bundesliga beschränkt. Erst im Februar 2025 reihte sich das "Preußenstadion" in Münster mit der Umbenennung zum "LVM-Preußenstadion" in die Liste der Spielstätten mit Sponsorennamen ein.
Weiterführende Literatur/Quellen
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Budzinski, O. und A. Feddersen (2015): Grundlagen der Sportnachfrage: Theorie und Empirie der Einflussfaktoren auf die Zuschauernachfrage (No. 94). Ilmenau Economics Discussion Papers
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EGLV Emschergenossenschaft Lippeverband (Hg.) (2022): Passt wie das Runde ins Eckige: Fußball für Stadt- und Regionalentwicklung. (https://www.eglv.de/medien/passt-wie-das-runde-ins-eckige-fussball-fuer-stadt-und-regionalentwicklung; abgerufen am 28.04.2025)
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Hamm, R., A. Jäger und C. Fischer (2016): Fußball und Regionalentwicklung. Eine Analyse der regionalwirtschaftlichen Effekte eines Fußball-Bundesliga-Vereins – dargestellt am Beispiel des Borussia VfL 1900 Mönchengladbach. In: Raumforschung und Raumordnung / Spatial Research and Planning, 74 (2), S. 135–150
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Katsaros, G. (2007): Fußball in Westfalen.
(https://www.westfalen-regional.de/media/filer_public/46/d6/46d61712-40a6-4134-bf6a-cd59a544de59/s264_fussball.pdf; abgerufen am 04.12.2025) -
Transfermarkt.de (2025a):
https://www.transfermarkt.de/bundesliga/besucherzahlen/wettbewerb/L1/saison_id/2024/plus/1
(abgerufen am 28.04.2025) -
Transfermarkt.de (2025b):
https://www.transfermarkt.de/2-bundesliga/besucherzahlen/wettbewerb/L2/saison_id/2024/plus/1
(abgerufen am 28.04.2025) -
Transfermarkt.de (2025c):
https://www.transfermarkt.de/3-liga/besucherzahlen/wettbewerb/L3/saison_id/2024/plus/1 (abgerufen am 28.04.2025)
Erstveröffentlichung 2007 (von G. Katsaros), Aktualisierung 2025