Regionale Verteilung von .de-Domains in Westfalen

14.02.2020 Rudolf Grothues

Kategorie: Gesellschaft und Politik

Schlagworte: Westfalen · Medien · Internet

In Deutschland begann der Siegeszug des Internets Mitte der 1990er Jahre. Grundlage dieses Netzwerkes sind bis heute Millionen von Computern, die über sog. IP-Adressen (z.B. 194.246.96.50) verbunden sind. Zum besseren Verständnis ist ein Domainnamensystem entwickelt worden, da sich Namen leichter merken lassen als Zahlenkombinationen. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Domains von einem Server auf einen anderen wechseln (umziehen) können und dabei nur eine neue Adresse zugeteilt bekommen. Der Name bleibt. Dieser Vorteil hat u.a. dazu geführt, dass sich mittlerweile Millionen von Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen "ihre" Domain haben sichern lassen.

Dabei taucht jeder Name nur einmal auf, lediglich unterschieden nach länderspezifischen Top-Level-Domains (TLD) wie ".de" für Deutschland oder ".at" für Österreich oder nach Organisationskürzeln wie ".com", ".net" oder ".org".

Innerhalb Deutschlands spielt die Endung .de die wichtigste Rolle, wobei aber auch zahlreiche Domains mit anderen TLDs von Deutschen genutzt werden (z.B. www.lwl.org für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe). 1996 waren lediglich rd. 11.000 .de-Domains registriert. Ende 2018 hat sich diese Zahl vervielfacht und liegt mittlerweile bei über 16,2 Mio., wobei 2018 sogar erstmals ein Rückgang um rd. 110.000 zu verzeichnen war, was auf eine gewisse Marktsättigung zurückgeführt wird. Damit ist die Endung .de die dritthäufigste auf der Welt hinter .com (137 Mio.) und .cn (21,2 Mio.).

Tab. 1: Städte und Kreise mit den meisten .de-Domains je 1.000 Einwohner in Deutschland 2004 und 2018 (Quelle: www.denic.de)

Von den über 16,2 Mio. .de-Domains befinden sich rd. 80% bei Privatpersonen, der Rest sind Unternehmen und Organisationen. Damit besitzt rund jeder fünfte Einwohner eine eigene .de-Adresse. Die regionale Verteilung innerhalb Deutschlands weist durchaus Unterschiede auf: Während in den Ballungsräumen relativ viele Domains zu verzeichnen sind, nimmt die Registrierung in den ländlichen Regionen deutlich ab. Hier spiegelt sich natürlich neben der Firmenanzahl und der Bevölkerungsdichte das Nutzerverhalten und das Alter der Menschen wider. Im Mittel gehen 84% der Deutschen ab und zu ins Internet, allerdings mit einer Schwankungsbreite von 87% in Hamburg, über 84% in NRW bis zu 73% in Thüringen. Das sieht man auch an folgenden Ergebnissen: Hamburg weist im Verhältnis Domains je 1.000 Einwohner mit 315 den höchsten Wert auf (Stand: Ende 2018), vor Berlin mit 282. Es folgen Bayern, Hessen, Schleswig-Holstein und NRW (182). Die niedrigsten Werte sind zur Gänze in den neuen Bundesländern zu finden, mit Sachsen-Anhalt (82) am Ende der Aufzählung.

Von den zehn Städten und Kreisen in Deutschland mit den meisten .de-Domains pro 1.000 Einwohner kommen immerhin vier Städte aus Nordrhein-Westfalen, allerdings mit Münster nur eine Stadt aus Westfalen (Tab. 1). Verfälschend wirkt die Tatsache, dass einige Städte Sitz von Webhosting-Anbietern sind, z.B. die Firma "united.Domains" in Starnberg. In Osnabrück gibt es als einzige Stadt in Deutschland mehr .de-Domains als Einwohner, nämlich rd. 250.000, von denen aber allein der "Domainprofi" rd. 200.000 hält.

Abb. 1: .de-Domains je 1.000 Einwohner in Westfalen 2004 und 2018 (Quelle: www.denic.de, eigener Entwurf)

In NRW sind rd. 3,26 Mio. .de-Domains registriert. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land bzw. Ballungsräumen und ländlicher Zone.

Im deutschlandweiten Vergleich weist Nordrhein-Westfalen mit 182 .de-Domains pro 1.000 Einwohner (Stand 2018) nur ein durchschnittliches Ergebnis auf, der Landesteil Westfalen mit 145 sogar ein deutlich unterdurchschnittliches. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 180. Dieser Wert wird aber in Westfalen nur von Müns­ter, Bochum und Bielefeld erreicht. Besonders in weiten Teilen der überwiegend ländlich geprägten Kreise sind Defizite zu verzeichnen.

Tab. 2: Die Entwicklung der de.-Domains in Westfalen 1999–2018 (Quelle: www.denic.de)

Mit einem Wert von 287 weist Münster innerhalb von Westfalen die größte Dichte auf (Abb. 1 u. Tab. 2). Diese Spitzenposition hatte Münster auch schon vor knapp 20 Jahren inne (Tab. 2). Mit Abstand folgen aktuell die ebenfalls kreisfreien Städte Bielefeld (191), Bochum (201) und Dortmund (168). Knapp dahinter folgt mit einem Wert von 166 der erste Flächenkreis, der Ennepe-Ruhr-Kreis, vor dem Kreis Paderborn mit 163. Am Ende der Rangfolge liegen die Kreise Höxter (107) und Warendorf (117) sowie die kreisfreien Städte Herne (102) und Hamm (105).

Zu vermuten ist, dass die .de-Statistik u.a. auch die wirtschaftliche Situation der Regionen widerspiegelt. Besonders wenig angemeldete Internetdomains pro 1.000 Einwohner befinden sich in den strukturschwachen Städten der Emscher-Lippe-Zone sowie in den ländlich strukturierten Flächenkreisen.

Die größte absolute Anzahl von .de-Domains in Westfalen ist in Dortmund zu finden, gefolgt von Müns­ter und dem Kreis Recklinghausen (Tab. 2).

Die größten Steigerungen der letzten fast 20 Jahre sind überwiegend in den Flächenkreisen zu finden, angeführt vom Kreis Coesfeld, in dem von 1999 bis 2018 die .de-Domainanzahl um über 1.400% gestiegen ist. Auch die Kreise Borken (1.306%), Steinfurt (1.334%) und Unna (1.292%) weisen überdurchschnittliche Entwicklungen auf. Bei den kreisfreien Städten fallen vor allem Hamm (1.214%) und Müns­ter (1.218%) auf (Tab. 2). Insgesamt haben die bisher unterdurchschnittlich mit .de-Domains ausgestatteten Kreise und Städte aufgeholt.

Auffallend geringe Steigerungsraten, bei schon unterdurchschnittlicher Gesamtanzahl, sind wiederum in den vom Strukturwandel und von Bevölkerungsverlusten besonders betroffenen kreisfreien Städten des Ruhrgebietes anzutreffen, vor allem in Bottrop (418), Hagen (788) und Herne (921).

Daher ist stark zu vermuten, dass die Ausstattung mit .de-Domains und vor allem die Steigerungsraten von neuen Adressen auch auf wirtschaftliche Veränderungen, Bevölkerungsentwicklungen und Altersaufbau Hinweise geben können.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2007, Aktualisierung 2020